Spielbericht Bundesliga Erlangen – Augsburg

Bernhard Gaissmaier hat wieder einen Spielbericht mit Analyse der vier Partien des vergangenen Bundesliga-Spieltags gegen Augsburg verfasst:


Go-Bundesliga 4A, Runde 8, 12.04.18

Spielbericht Franken Aufseß gegen Augsburger Gruppenkiste

von Bernhard Gaißmaier

Die Partien liefen sehr unterschiedlich. Brett 1 und 3 konnte Franken Aufseß für sich entscheiden, während Brett 2 und 4 an die Augsburger gingen. Brett 2 allerdings nur ganz knapp mit 2 Punkten. Damit endete die Begegnung unentschieden 4:4. Für Augsburg ein denkwürdiger Tag: die ersten Punkte in dieser Saison! Franken Aufseß ist auf Platz 4 hochgerutscht, weil Hannover verloren hat; mit 8 Siegpunkten sind wir sicher der Abstiegszone entronnen und können der letzten Runde gelassen entgegensehen. Karlsruhe und Berlin Slaughterlake 2 sind die unangefochtenen Aufstiegskandidaten. Zwischen Platz 3 und 9 sind nur 4 Punkte Unterschied, das macht deutlich, wie eng das Mittelfeld beieinander liegt und wie breit es ist.

1. Partie: Bernhard Gaissmaier – Thomas Kiefer

An Brett 1 trifft Bernhard auf Thomas Kiefer 2k. Bernhard eröffnet klassisch mit 2x 3-4, Thomas reagiert mit Ni-ren-sei. Den Angriff von Bernhard auf die Ecke oben links beantwortet Thomas aggressiv mit einem Gegenangriff oben rechts. Bernhard verstärkt den Angriff links. In dem folgenden Joseki versucht Thomas geschickt eine Brücke zu seinem Angriff rechts zu schlagen. Bernhard setzt sich mit einem Pincer zur Wehr. Thomas wählt ein Joseki, mit dem er die Brücke nach links verstärken könnte, spielt dann aber inkonsequent weiter. Bernhard bekommt die Ecke und ein Stück des oberen Randes. Dadurch ist das weiße Moyo oben links entwertet. Weiß bekommt dafür Einfluss rechts, aber Bernhard reduziert ihn gleich durch ein Shimari unten rechts. Nach einem kurzen Geplänkel unten links startet Bernhard eine Invasion oben. Thomas antwortet viel zu zaghaft, so dass die Invasionssteine unverdient schnell stabil werden. Bernhard kann am oberen Rand eine Basis bilden. Thomas erkennt zu spät, dass sein geplantes Manöver an einer Treppe scheitert und muss ein teures Friedensangebot machen. Bernhard bekommt eine extra-große Ecke und die weiße Gruppe links hat noch keine 2 Augen. Thomas sieht keine Sieg-Chance mehr und gibt auf.


2. Partie: Barbara Harrer – Anton Miller

Barbara kämpft an Brett 2 gegen Anton Miller 3k. Anton startet mit dem bekannten Kobayashi Fuseki. Barbara weicht aber schnell davon ab. Anton antwortet 2x etwas langsam, so dass Barbara leicht überlegen steht. Aber bei einem Angriff rechts oben setzt Barbara etwas zu zaghaft fort. Anton nutzt das zu einem Gegenangriff, den Barbara aber ziemlich gut abwehrt. Dann spielt sie einen sehr langsamen Zug, der weder Gebiet macht noch Druck ausübt. Anton nutzt das nicht aus, sondern reagiert so, als ob der Zug seine Gruppe rechts oben bedrohte. Dadurch kommt Barbara doch noch zu dem wunderschönen Zug r6, der gleichzeitig ein Kakari und eine Ausdehnung bildet. Im darauf folgenden Kampf spielt Barbara zu zaghaft. Anton nutzt das geschickt aus und kann so die Partie kippen. Gleich darauf verschenkt er seinen Vorsprung mit einem Nachhandangriff links wieder. Der anschließende Kampf oben verläuft ausgeglichen. Gute Züge wechseln sich bei beiden mit fragwürdigen Zügen ab. Dann verlagert sich der Kampf nach unten. Hier spielt Barbara zu ängstlich, so dass Anton nun vorne liegt. Rechts kann sie aber im Zentrum einige Steine fangen und dadurch wieder einige Punkte gut machen. Die Partie ist jetzt ganz knapp. Aber dann lässt Barbara eine goldene Chance aus und verliert die heiß umkämpfte Partie knapp mit 2 Punkten.


3. Partie: Hendrik Reinke – Axel Gabe

Hendrik eröffnet gegen Axel Gabe 5k klassisch 2x 3-4 und setzt dann ruhig mit einem Shimari fort. Axel antwortet mit einem hohen Angriff auf den anderen 3-4-Stein. Hendrik wählt ein nicht optimal passendes Joseki, so dass Axel ein gutes Fuseki bekommt. Auch links unten ist das Joseki schlecht gewählt. Axel steht nun glänzend da. Hendrik nimmt ihm die Ecke oben links weg, aber Axel bekommt dafür viel Einfluss. Hendrik versucht das sich abzeichnende Moyo von außen zu reduzieren. Axel reduziert im Gegenzug die beiden Moyo von Schwarz oben rechts und unten links. Dabei übertreibt er etwas. Hendrik nutzt das geschickt zu einem Angriff oben links aus. Damit kann er sein Moyo oben rechts in ziemlich festes und großes Gebiet verwandeln und hinterlässt noch böses Aji. Als Kompensation reduziert Axel Hendriks Gebiet unten etwas. Dabei vernachlässigt er seine Ecke links unten, so dass Hendrik dort einen ernsthaften Angriff starten kann. Als Hendrik „1 Auge gegen kein Auge“ mit einer tödlichen Formation erreicht, ist klar, dass die W sterben werden. Damit hat Hendrik sein schlechtes Fuseki durch konzentrierten und geschickten Kampf mehr als ausgeglichen und führt nun hoch. Axel verssucht noch kurz, das bittere Schicksal abzuwenden. Aber Hendrik ist auf der Hut und wehrt alle Angriffe kühl ab. Axel zieht die Konsequenz und gibt auf.


4. Partie: Andreas Koch – Marco Demmer

An Brett 4 spielt Andreas (mit Weiß) gegen Marco Demmer 12k (nach Ratingliste 10k). Andreas eröffnet aggressiv mit einer Art Shusaku-Fuseki, aber dann bleibt er bei einem Joseki fern, bei dem Tenuki keine echte Alternative ist. Das lokale Resultat ist für Weiß nicht gut: Schwarz macht auf beiden Seiten Gebiet und die weißen Steine bilden ein willkommenes Angriffsziel. Weiß könnte Schwarz am unteren Rand etwas eindrücken, spielt aber lieber die Ecke links unten. S kann den unteren Rand in festes Gebiet umwandeln. Marco spielt dann am linken Rand etwas zu dünn, aber Andreas bestraft ihn dafür nicht, sondern spielt einen ängstlichen Sicherungszug in der Ecke. Marco stabilisiert seine Basis etwas, dann baut er rechts sein Gebiet mit einem Shimari aus. Vorher hätte er oben links auf 3-3 invadieren sollen. Weiß nutzt diesen Timing-Fehler und verhindert die 3-3-Invasion durch einen Pfeiler. Im Prinzip gut, aber langsam. Schwarz spielt von seinem Shimari eine hohe Ausdehnung und reduziert dann das sich andeutende Moyo links oben. Weiß könnte den Schwarzen links mit einem Angriff vom Rand her die Basis rauben, aber er sichert lieber sein Gebiet oben. Marco reduziert das W Moyo etwas, dann baut er seine eigenen Moyos rechts oben und links unten aus. Andreas setzt diesen Versuchen keine zielführenden Angriffe entgegen, sondern begnügt sich mit milden Reduzierungen. Doch plötzlich wird das Klima rauer: Andreas nutzt ein Aji gegen die Stellung unten geschickt aus und trennt die Gruppen. Marco bringt die rechte Gruppe geschickt zum Leben, muss aber die (größere) linke Gruppe dafür opfern. Allerdings gelingt es ihm, als Kompensation für die Gruppe links die weiße Gruppe rechts zu fangen. Damit führt Marco weiterhin deutlich. Andreas startet unvermittelt das Endspiel und kann kleine Geländegewinne für sich verbuchen, aber der Punkteabstand ist zu groß für einen Umschwung. Marco gewinnt hoch mit 23 Punkten.