Spielbericht Bundesliga-Spieltag 4 (Dortmund/Berlin) mit Analysen

Bernhard Gaißmaier hat wieder einen Spielbericht mit Analyse der Partien verfasst, die am am 11.-13. Dezember 2018 (4. Spieltag der Saison 2018/2019) gegen die Mannschaften aus Dortmund und Berlin gespielt wurden:

Go-Bundesliga 4B, Runde 4

Spielbericht Franken Aufseß gegen Dango Dortmund

von Bernhard Gaißmaier

Wir (Franken Aufsess) spielen in der geplanten Aufstellung mit Bernhard, Dani, Bernd und Barbara. Dango Dortmund ist extrem ersatzgeschwächt. Sie müssen auf 3 Stammspieler verzichten. Dadurch sind Dortmunds Chancen in dieser Begegnung nicht besonders groß.

Brett 1: Bernhard Gaißmaier – Volker Happ

Bereits am Dienstag Abend trifft sich Bernhard Gaißmaier auf KGS mit Volker Happ 3k. Bernhard eröffnet mit Schwarz ruhig, während Volker mit einem 5-4-Zug gleich ein Ausrufezeichen setzt. Bernhard antwortet mit einem Shimari und meldet damit Gebietsansprüche oben an.

Als Volker bei der anderen Ecke eine Annäherung mit einem Slide in die Ecke fortsetzt, nutzt Bernhard die Gelegenheit zum Tenuki und invadiert auf 3-4 unter dem 5-4-Stein. Weiß wählt ein seltenes Joseki, bekommt ein gutes Stück des linken Randes, handelt sich aber unten eine schwache Gruppe ein. Allerdings sind die S links daneben auch nicht sonderlich stark. Nun päppeln beide ihre schwachen Gruppen auf. Volker spielt links 1x zu vorsichtig, dann zu aggressiv. Bernhard nutzt es, um oben ein Moyo anzudeuten. Weiß fühlt sich genötigt, das Moyo zu reduzieren. Das gelingt ihm auch, aber Schwarz bekommt im Gegenzug am linken Rand und rechts in der Mitte viel Gebiet.

Als Schwarz dann auch noch den rechten Rand reduzieren kann, versucht Weiß eine Invasion oben. Aber das geht schief, Weiß gibt daraufhin zurecht auf.

Brett 2: Dani Amhof –  Jens Schulze

Bereits am Mittwoch Abend startet die Partie Dani Amhof gegen Jens Schulze 11k. Jens reagiert auf die forschen Angriffe Danis zu vorsichtig, so dass Weiß bereits im Fuseki die Oberhand gewinnt. Schwarz hat zwar Potenzial rechts, aber ist links sehr schwach und gut anzugreifen. Schwarz wagt trotzdem eine Invasion links unten, kann aber nur mit Ko leben. Er entscheidet das Ko für sich, lässt dafür aber eine Drohung gegen seine Ecke oben links unbeantwortet. Weiß kann im Gegenzug zunächst die Ecke rechts unten erobern. Als Weiß dann die Ecke links oben schlachten kann, ist die Partie eigentlich gelaufen.

Schwarz versucht, Boden gut zu machen und seine schwache Gruppe am linken Rand herauszuziehen. Aber mit einem geschickten Klemm-Tesuji kann Dani das vereiteln. Genauso schlecht ergeht es der schwarzen Invasion oben links. Weiß ist dort inzwischen viel zu stark und mäht die schwarzen Invasionstruppen unsanft nieder. Schwarz hofft eine Weile auf ein Wunder, aber es passiert das Gegenteil. Schwarz unterschätzt das Aji, das Weiß im Zentrum erzeugt hat und verliert auch noch eine größere Gruppe im Zentrum. Weiß führt nun mit ca. 150 Punkten. Schwarz gibt auf.

Brett 3: Bernd Sokolowsky – Thorsten Schmidt

Am Donnerstag tritt Bernd Sokolowsky gegen Thorsten Schmidt an. Gemeldet ist Thorsten als 13k, aber nach eigener Einschätzung hat er sich inzwischen auf 9k verbessert. Das Spiel belegt diese Verbesserung augenfällig.

Thorsten verteidigt zunächst seine Ecke links oben mit Vorhand und invadiert dann sofort im AlphaGo-Stil in die Ecke rechts oben. Bernd reklamiert ¾ des Brettes als Moyo für sich, aber das ist übertrieben. Zunächst teilen sich Schwarz und Weiß die Einflusssphären unten (weiß) und links (schwarz), dann wagt Weiß eine Invasion in das Riesen-Moyo. Schwarz greift selbstbewusst von außen an. Aber im Zentrum ist so viel Platz, dass Weiß wenig Mühe hat, dort zu leben. Die Strategie von Schwarz wird zum Bumerang: sein Moyo oben schmilzt wie Schnee in der Sonne, aber er kann diesen Verlust nicht ausreichend kompensieren. Weiß schaltet sehr früh auf Endspiel um, kann dadurch seinen Vorsprung festigen und gewinnt deutlich mit 19 Punkten.

Brett 4: Barbara Harrer – Barbara Reichwein

Am Mittwoch Abend spielt dann um 20:30 h Barbara Harer mit Weiß gegen Barbara Reichwein 16k. Schwarz spielt ein großräumiges Fuseki. Das gibt eine schnelle Entwicklung, hinterlässt aber viele Schwachstellen. Weiß beginnt mit einem soliden Fuseki, gibt aber etwas leichtfertig mehrfach die Vorhand ab, so dass Schwarz mit der “fast pace” Strategie ziemlich weit kommt. Durch eine Invasion in die Ecke links oben verliert Schwarz die Initiative; Schwarz bekommt zwar eine kleine Ecke, Weiß kann dafür den schwarzen Rand links stark reduzieren und ein großes Moyo oben bilden. Mit einem Absichern dieses Moyos hätte Weiß die Partie früh für sich entscheiden können. Stattdessen springt Weiß (nach einem geschickten Zwischenspiel rechts unten) in die rechte obere Ecke und gibt damit Schwarz Gelegenheit, das Moyo oben zu reduzieren. Aber Schwarz übertreibt. Barbara Harrer besinnt sich auf ihre Kampfstärke und greift beherzt an. Schwarz versucht verzweifelt, die Gruppe zum Leben zu bringen, aber Weiß wehrt alle Angriffe ab. (Schwarz hätte mit Zug 91 leben können, dafür aber die Ecke verloren.) Spätestens als Weiß mit Zug 132 auch noch die Ecke rechts oben bekommt, ist die Partie aufgabereif. Aber Schwarz spielt sie bis zum Ende und verliert mit bitteren 109 Punkten.

 

Go-Bundesliga 5, Runde 4, 13.12.18

Spielbericht Franken Aufseß 2 gegen FlascheLeer Berlin 330

von Bernhard Gaißmaier

Franken Aufseß 2 konnte FlascheLeer Berlin 330 überraschend mit 8:0 schlagen. An Brett 1 war Peter Kuras lange dem Sieg näher als Patrick, während an den weiteren Brettern die Spieler von Franken Aufseß sich klar durchsetzen konnten. Durch diesen Sieg kann Franken Aufseß 2 seine Tabellen-Position festigen und liegt nun auf Platz 4.

Brett 1: Patrick Gemander – Peter Kuras

Patrick (schwarz) spielt an Brett 1 gegen Peter Kuras 3k. Schwarz eröffnet mini-chinesisch, Weiß antwortet mit einer weiten Ausdehnung rechts und Schwarz reagiert mit einer Ausdehnung oben. Nun beantwortet Schwarz die hohe Annäherung von Weiß auf den 3-4-Stein ungewöhnlich mit Anlegen von links. Weiß antwortet ungeschickt, so dass Schwarz die Gruppe als willkommenes Angriffsziel nutzen kann und sowohl oben wie links Potenzial bekommt.

Anschließend greift Schwarz das weiße Keima links unten in AlphaGo-Manier durch Anlegen an. Weiß reagiert etwas mild, aber Schwarz nutzt das nicht, sondern sichert lieber sein Gebiet. Weiß nutzt die Vorhand und baut sein Moyo unten aus. Schwarz wagt eine Invasion. Das ist fragwürdig, weil Weiß auf beiden Seiten Gebiet machen kann, während Schwarz mit dem Retten seiner Angriffsgruppe beschäftigt ist. Aber Weiß gibt dem rechten Rand höhere Priorität, so dass die Invasion nicht zu nachteilig ist. Schwarz versucht, den rechten Rand mit dem Hut zu reduzieren. Weiß antwortet mit einer harten Kampfansage von außen. Schwarz bringt seine Invasionsgruppe knapp zum Leben, muss dafür aber Weiß viel Einfluss konzedieren. Weiß sollte jetzt die Ecke rechts oben nehmen, aber er bevorzugt eine Invasion am oberen Rand. Diese läuft für Weiß ziemlich gut, ganz nebenbei bekommt Weiß auch noch die Ecke und Schwarz muss mit Nachhand seine Steine retten.

Nun wagt Schwarz eine Invasion unten und gewinnt dabei einige Punkte. Schließlich entbrennt noch einmal ein heißer Kampf um das Zentrum. Mit Glück erobert Schwarz eine zentrale weiße Gruppe (mit einer Freiheit mehr) und rettet dadurch viele seiner Zombies. Als Weiß dann noch am linken Rand zwei schwarze Steine erobert, dafür aber eine zweite Gruppe im Zentrum hergeben muss, ist die Partie gelaufen. Peter gibt auf.

Brett 2: Nikolai Nagel – Peter Gebert

An Brett 2 sitzen sich Nikolai Nagel (weiß) und Peter Gebert 4k virtuell gegenüber. Schwarz wählt ein 3-3 / 3-4 Fuseki, Weiß dagegen spielt Ni-ren-Sei. Kaum erweitert Weiß zu San-ren-sei, springt Schwarz wie der Blitz in die Ecke und nimmt sie Weiß weg. Das stört Weiß nicht sehr, passt die entstehende Stellung doch gut zu San-ren-sei. Beide markieren große Moyos, dann spielt Weiß den Schulterzug auf den einzelnen 3-3-Eröffnungszug. Weiß spielt zu früh Hane, aber Schwarz bestraft ihn nicht durch schneiden, sondern spielt das bei anderen Varianten angebrachte Keima zum Rand. Das gibt Weiß Gelegenheit zu verbinden und damit oben ein großes Gebiet zu beanspruchen. Im weiteren Verlauf kann Weiß sein Gebiet oben, Schwarz dafür sein Gebiet rechts etwas festigen.

Schwarz kann Weiß oben einige Punkte abknapsen, aber um den Preis, dass er rechts auch einige Federn lassen muss. Als Schwarz sein Gebiet rechts weiter sichert, greift Weiß die inzwischen stark geschwächte Gruppe links an. Weiß nutzt geschickt aus, dass auch die schwarze Ecke noch nicht sicher lebt. Jetzt muss sich Schwarz zwischen Pest und Cholera entscheiden. Er rettet erst die Ecke und versucht dann die große Gruppe am linken Rand zu retten. Aber Weiß ist auf der Hut und vermeidet sorgfältig, Angriffspunkte liegen zu lassen. Nebenbei kann er auch noch seinen bisher vernachlässigten Schwachpunkt decken und ist damit praktisch nicht mehr ernsthaft anzugreifen. Unfreiwillig stärkt Schwarz mit seinen verzweifelten Ausbruchsversuchen Weiß außen, so dass Weiß fast wie von selbst sein Gebiet unten erweitern kann. Auch hier erkennt Schwarz zu spät, dass seine Steine gefährdet sind. Als Weiß dann auch noch erfolgreich in den rechten Rand eindringen und sich dort festsetzen kann, gibt Peter berechtigterweise auf. Nach der Partie meint er selbst, dass er zu lange auf das Prinzip Hoffnung gesetzt und Nikolais Würgetechnik nicht ernst genug genommen hat.

Brett 3: Hendrik Reinke – Kalli Balduin

Hendrik tritt an Brett 3 mit schwarz gegen Kalli Balduin 5k an. Hendrik eröffnet chinesisch. Weiß springt schon mit dem 8. Zug auf den 3-3-Punkt und nimmt Hendrik damit die Ecke oben rechts weg. Danach besetzt Weiß überraschend (und übertrieben) einen Punkt knapp neben der Brettmitte. Schwarz nutzt die Vorhand und baut seinen rechten Rand weiter aus. Das ist etwas passiv, er hätte besser einen der weißen Ecken von innen angegriffen, um ein weißes Moyo im Keim zu verhindern. Weiß wehrt etwas lasch ab, so dass Schwarz die Initiative behält. Er nutzt sie zu einem Split am unteren Rand. Daraus entsteht schnell ein hitziger Kampf. Weiß patzt dabei heftig, so dass Schwarz einige wichtige Steine in der Mitte erobern kann. Weiß kann durch einen großen linken Rand den Verlust teilweise kompensieren, aber Schwarz führt jetzt deutlich.

Weiß greift nun den 3-4 oben links an. Schwarz verteidigt ziemlich aggressiv, aber Weiß setzt nicht direkt nach, sondern macht rechts oben eine neue Baustelle auf. Hendrik wehrt diesen Angriff erst ab, kann dabei nebenbei seine Steine in der Mitte so stärken, dass die weiße Gruppe links nicht mehr fliehen kann. Dann spielt Schwarz auf den vitalen Punkt dieser Gruppe und tötet sie damit. Schließlich gelingt Hendrik noch der Hattrick: er opfert 2 Steine rechts und erobert dafür die weiße Gruppe unten rechts (mit viel Gebiet drum herum). Auch die zentrale weiße Gruppe hat kaum mehr Chancen zu leben. Kalli gibt zurecht auf.

Brett 4: Simon Mayer – Rüdiger Becker

An Brett 4 gibt Simon Mayer (weiß) aus Bamberg seinen (Wieder-)Einstand bei Franken Aufseß gegen Rüdiger Becker 7k. Nach einer klassischen Eröffnung spielt Schwarz etwas verfrüht einen Schulterzug. Weiß antwortet etwas zu bescheiden, aber durch eine langsame Antwort bekommt er Vorhand und nutzt das, um Schwarz die Ecke rechts oben wegzunehmen. Danach tauscht Weiß die rechte untere Ecke gegen einen fragwürdigen Einfluss. Immerhin schwächt er damit die Schwarzen links daneben. Nun spielt Schwarz erneut einen zweifelhaften Schulterzug, diesmal links unten. Schwarz setzt zu aggressiv fort, Weiß kontert mit einem Schnitt. Schwarz spielt weiter aggressiv, das gibt Weiß Gelegenheit zu einem neuerlichen Schnitt, mit dem er trotz heftiger Gegenwehr geschickt einige wichtige schwarze Steine fangen und viel Gebiet links unten gewinnen kann. Nun sucht Schwarz sein Heil in einer Invasion oben. Weiß lässt Schwarz verbinden und baut dafür Einfluss zur Mitte auf. Die Partie wird noch einmal spannend, als Schwarz rechts unten einige wichtige Steine fangen kann. Aber im Gegenzug kann Weiß die viel größere zentrale Gruppe von Schwarz fangen. Danach lässt Weiß nichts mehr anbrennen und fährt den hohen Sieg sicher nach Hause.


Wir gratulieren allen Spielern zu Ihrer Leistung und danken besonders Bernhard für Seine Analyse!