Bernhards Spielbericht zum 7. Spieltag Go-Bundesliga 2018/19 (Freiburg2/e3angels Berlin))

Unser Mannschaftskapitän Bernhard Gaissmaier hat den Bericht über alle Partien des siebten Spieltags für beide Mannschaften verfasst.
Die Erlanger Go-Gruppe dankt Bernhard wieder einmal ganz herzlich dafür! Und dieses Mal auch ganz besonders für die logistische Leistung (s.u.), die er an diesem Spieltag vollbracht hat!


Go-Bundesliga 4B, Runde 7, 14.03.2019

Spielbericht Franken Aufseß 1 gegen Freiburg 2

Freiburg

von Bernhard Gaißmaier

Diese Runde werde ich so schnell nicht vergessen. Sie war von Hindernissen und Chaos geprägt.
Erst meldet Freiburg2, dass die Partie an Brett 3 voraussichtlich nicht vorgezogen werden kann, aber dann klappt das Vorziehen doch, so dass Dani zum Einsatz kommen kann. Am Donnerstag fehlen um 20:30 Uhr noch Karl und Nikolai, so dass ich über wüste Umbesetzungen nachdenken muss. Karl taucht zum Glück 2 Minuten später auf. Damit kann FA1 wie geplant antreten.

Aber bei FA2 ist die Situation weiterhin unklar. Ich bitte die Empty 3Angels noch um etwas Geduld. Um 20:39 h meldet sich Nikolai per Mail: er fällt heute aus; er hat einen Glassplitter im Hals und ist auf dem Weg zur Notaufnahme. Ich hoffe, die Klinik kann ihm schnell und ohne Nebenwirkungen helfen. Ich bitte Hendrik, Patrick zu reaktivieren. Patrick wollte heute eigentlich aussetzen, um sich auf einen Vortrag vorzubereiten, den er morgen halten muss. Aber in der Notlage ist er bereit, einzuspringen. Achim wäre auch bereitgestanden, aber dann hätte ich alle Positionen verschieben müssen. Das ging nicht mehr, weil Simon seine Partie bereits begonnen hatte. Die Partien an den Brettern 2-4 können damit gegen 20:45 h starten. Gegen 21 h ist Patrick online und es startet auch die letzte Partie von FA2.

Auch meine eigene Partie habe ich gegen 20:45 h begonnen. Ich glaube, dass die Logistik nun geklärt ist. Aber das täuscht. Nun beginnt das Chaos bei FA1: beim Gegner Freiburg 2 sind die Bretter 1 und 4 nicht erschienen. Ich frage meine Gegnerin Kirsten Grimm (sie ist der einzige für mich erkennbare Spieler von Freiburg2 auf KGS), wo ihre Team-Kameraden bleiben. Sie weiß es nicht, versucht sie zu kontaktieren. Ich frage per Mail bei Richard Weigel, dem Mannschaftsführer von Freiburg2 an. Er selbst springt für Patrick Hanke an Brett 4 ein, Normann Frenzel für Brett 1 kann auch er nicht erreichen.

Inzwischen ist es 21:30 h. Ich teile Karl mit, dass sein Gegner nicht erscheint und er die Partie kampflos gewinnt. Barbara ist bereit, trotz der späten Stunde noch die Partie zu beginnen. Es ist ihr und mir klar, dass die Partie formal als kampflos gewonnen deklariert werden könnte, aber sie fände es schade, auf die Partie zu verzichten. Das ist ihr hoch anzurechnen, umso mehr, als ihr kleiner Sohn bald aufwachen könnte und dann von ihr betreut werden müsste.

Ich möchte mich bei allen Beteiligten, vor allem bei Patrick und Barbara, für ihre Flexibilität und Geduld bedanken, die sie angesichts des Durcheinanders gezeigt haben.

Auch bei meiner Gegnerin Kirsten Grimm möchte ich mich bedanken. Sie hat die vielen Unterbrechungen unseres Spiels, die wegen meiner Aktivitäten als Mannschaftsführer erforderlich waren, klaglos hingenommen, obwohl dabei des öfteren auch ihre Zeit lief. Sie wirkte auch aktiv an der Klärung mit, so dass es schließlich doch noch zu einer einigermaßen akzeptablen Lösung kam.

Die Partie an Brett 1 gewinnt Karl kampflos.

Brett 2: Bernhard Gaißmaier (S) – Kirsten Grimm (W)

 

Meine eigene (Bernhards) Partie an Brett 2 gegen Kirsten Grimm 2k beginnt wegen der oben geschilderten Schwierigkeiten leicht verspätet um 20:45 h. Wegen der vielen leider notwendigen Unterbrechungen tun wir uns beide schwer, uns auf das Spiel zu konzentrieren. Ich eröffne mini-chinesisch, Kirsten antwortet chinesisch.

Ich wähle die offensive Fortsetzung, greife gleich den 3-4-Stein an, spiele das Joseki aber nicht zu Ende, sondern greife sofort auch den 4-4-Stein an. Nach dem Joseki bleibt oben ein Ko zurück, dessen Timing für beide schwierig ist. W spielt nun einen Split am oberen Rand. Das ist für meine Steine links davon brandgefährlich, aber sie zu verteidigen, wäre zu langsam.

Ich wähle mit einem Shimari rechts die kämpferische Variante. W nimmt die Herausforderung zunächst an und greift meine schwachen Steine links an. Ich antworte leicht, lege mich nicht fest, was ich von diesen Steinen retten will und nutze jede Gelegenheit, mein Gebiet rechts auszuweiten.

W wird nervös und lässt sich zu einer Invasion rechts verleiten. Das ist mir nur recht, weil dadurch die zentrale Gruppe von W schwächer wird. W schneidet etwas zu aggressiv und macht damit eine weitere Baustelle auf. Nun kann ich die zentrale Gruppe von W umso besser angreifen. W stärkt unfreiwillig meine schwache Gruppe oben.

Danach gelingt es mir, ihre zentrale Gruppe einzuschließen. Kirsten müsste die Gruppe nun sofort zum Leben bringen. Aber sie glaubt, dass sie eine Gruppe der sie umzingelnden Steine durch einen Schnitt fangen kann. Sie übersieht, dass eine entscheidende Treppe ganz haarscharf für S läuft, so dass der Ausbruchsversuch scheitert. Als Kirsten den Irrtum bemerkt, ist es zu spät. Ich vernichte unerbittlich die Augen der zentralen Gruppe von W. Als auch ein Fluchtversuch über den oberen Rand scheitert, gibt Kirsten berechtigterweise auf.

Brett 3: Dani Amhof (W) – Rainer Kapp (S)

 

Dani spielt bereits am Dienstag an Brett 3 gegen Rainer Kapp 2k. Rainer eröffnet klassisch, aber Dani antwortet aggressiv nach Shusaku-Art, ohne die vierte Ecke zu besetzen. Nach zwei klassischen Joseki setzt Dani weiter aggressiv fort, kümmert sich aber etwas wenig um die eigene Sicherheit. Schwarz nutzt das zu wenig aus, so dass Weiß ihn über das ganze Brett jagen kann.

Schließlich kann W die große S-Gruppe einschließen. Das bringt aber kaum etwas, weil die S-Gruppe leicht lokal leben kann. W nimmt dafür in Kauf, dass S sein Gebiet oben stark reduziert. Dani behält den aggressiven Stil bei und setzt die S links unten unter Druck. S reagiert ungeschickt, so dass Dani die linke Ecke erobern und den unteren Rand stark vergrößern kann.

Nun schwenkt das Kampfgeschehen nach rechts. Rainer wehrt sich nicht entschlossen genug, so dass W sich auch am rechten Rand festsetzen kann. Dani hätte die Mitte nach rechts abschließen und damit den Sieg nach Hause fahren können, aber er verpasst diese Gelegenheit. Beide übersehen, dass die weiße Gruppe im Zentrum nun sehr schwach geworden ist.

Rainer verpasst die goldene Gelegenheit, zumindest den größten Teil dieser Gruppe zu fangen. Dadurch wäre die Partie knapp geworden. Als W schließlich seine zentrale Gruppe nach rechts anbindet, ist die Partie gelaufen. Dani gewinnt deutlich mit 21 Punkten.

Brett 4: Barbara Harrer (S) – Richard Weigel (W)

 

Barbara hat an Brett 4 nun Richard Weigel 2k als Gegner. Die Partie startet irregulär spät um 21:35 h. Barbara eröffnet chinesisch, Richard antwortet ziemlich exotisch mit 3-3, 3-5. Nach einem etwas ungeschickten Angriff von S auf den 3-3-Stein könnte W sein Moyo gezielt ausbauen, aber das versäumt er, so dass S dort eine Invasion starten kann. Im weiteren Verlauf spielt S zu vorsichtig, so dass W die Führung übernehmen kann. Aber dann spielt W lasch und S kann wieder aufholen.

Schließlich hat Barbara einen Geistesblitz und erkennt, dass die große zentrale Gruppe von W nur mit Ko leben kann. Beide kämpfen erbittert um das Ko. W muss das Ko unbedingt gewinnen. Als Lohn bekommt S acht Punkte für die nicht beantwortete Ko-Drohung. Damit kann Barbara die Partie noch zu ihren Gunsten umdrehen und gewinnt knapp mit 3 Punkten. Wegen eines Fehlers von W im Endspiel hätte sie sogar noch viel höher gewinnen können.


Spielbericht Franken Aufseß 2 gegen Empty 3Angels Berlin

von Bernhard Gaißmaier

An Brett 1 spielt freundlicherweise Patrick anstatt des plötzlich wegen eines verschluckten Glassplitters ausgefallenen Nikolai. Patrick eilt extra vom mathematischen Institut nach Hause, um einzuspringen. Vielen Dank dafür.

Brett 1: Patrick Gemander (S) – Isabel Donle (W)

 

Patricks Gegnerin ist Isabel Donle 2k (laut Rating-Liste 1k). Patrick eröffnet diagonal, Isabel antwortet mit 3-4, 3-5. Sofort greift S den 3-4-Stein an. W antwortet gebietsorientiert mit dem Anlege-Joseki und greift dann die S-Ecke oben rechts an. Patrick ignoriert das und greift seinerseits den 3-5-Stein tief an.

Isabel will den oberen und den linken Rand haben und gibt dafür die Ecke her. Patrick versucht ein Moyo im Zentrum aufzubauen, W bekommt dafür einen ansehnlichen linken Rand samt der Ecke unten. Nun hält Isabel die Zeit gekommen, das Moyo von S zu reduzieren. Das gelingt ihr nicht schlecht, allerdings wird S dafür oben stärker. S revanchiert sich und reduziert nun das W Gebiet oben. Vom W Gebiet bleibt fast nichts übrig, während S so nebenbei sein Gebiet am rechten Rand ausbauen kann. Die Invasion war ein großer Erfolg für S.

Danach gelingt S noch ein schönes Manöver am linken Rand. Durch ein Opfer kann er die Ecke links unten angreifen. W muss mit Nachhand leben, so dass S sein Gebiet am unteren Rand ausbauen kann. W liegt nun zurück und versucht eine Verzweiflungs-Invasion in das große Gebiet von S.

Es entsteht ein Ko-Kampf, aber W braucht viele Drohungen, weil er die umzingelnden S nur mit Treppe fangen kann. Als W eine etwas kleinere Drohung macht, deckt S lieber das Ko, bevor er das Risiko eingeht, dass W anschließend die größeren Drohungen spielt. Patrick führt deutlich und lässt sich den Sieg nicht mehr nehmen. Als Isabel das erkennt, gibt sie auf.

Brett 2: Hendrik Reinke (W) – Axel Limbach (S)

 

Hendrik tritt gegen den Mannschaftsführer Axel Limbach 2k an. Axel eröffnet herausfordernd mit 4-5 und 5-5. Damit kann er ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal für sich in Anspruch nehmen. Ob es gut ist, steht auf einem andern Blatt. Bei Waltheri findet sich keine Profipartie mit dieser Eröffnung.

Hendrik antwortet ruhig chinesisch. Genauer gesagt, etwas zu ruhig, denn er verpasst den richtigen Zeitpunkt für eine Invasion. Beide bauen erst einmal seelenruhig Moyos auf. S ist dabei auf Grund seiner weit ausgreifenden Eröffnung im Vorteil. Hendrik entschließt sich zu spät zu einer Invasion und findet sich dann schnell in der Rolle des Gejagten. Er kann seine zentralen Steine zunächst retten, muss aber dafür seine Invasionsgruppe in der Ecke aufgeben.

Axel steht jetzt überlegen. Hendrik wagt einen Verzweiflungsangriff. S reagiert nicht besonders geschickt, so dass W seine schwache Gruppe stabilisieren kann. Der Versuch, die S zu fangen, ist nicht von Erfolg gekrönt. Eine loose ladder ist einen Tick zu locker, so dass der Ausbruchsversuch von W scheitert und S dadurch lebt. Dann wagt Hendrik einen zweiten Verzweiflungsangriff rechts. Axel antwortet zu verbohrt und verliert ein großes Gebiet samt Einlage. Als er erkennt, dass dies unumstößlich ist, gibt er mit Recht auf.

Brett 3: Simon Mayer (S) – Yvonne Limbach (W)

 

An Brett 3 spielt Simon gegen Yvonne Limbach 4k. Simon eröffnet raumgreifend 4-4, 5-4, Yvonne antwortet ruhig chinesisch. Beide versuchen eine Moyo-Strategie, Simon mit Zentrum rechts unten, Yvonne mit Zentrum links oben. Mit Zug 44 besetzt W den Brettmittelpunkt, um für sich das größere Moyo in Anspruch zu nehmen. Das ist übertrieben, aber nicht einfach zu widerlegen.

S versucht, sein Gebiet unten zu sichern, aber W startet ein aggressives Reduktions-Manöver. S kann die Reduktion gut eindämmen, muss dafür aber die Ecke rechts unten hergeben. W kann dort allerdings bedingungslos nur mit Nachhand leben. Dadurch kann S links das W Moyo deutlich reduzieren und geht dadurch leicht in Führung.

Als Simon auch noch seine Gebiete am rechten und unteren Rand ausbauen kann, könnte man meinen, die Partie sei gelaufen. Aber dann greift W die S Schnittsteine an, macht dabei allerdings einen Fehler. Dadurch könnte S seine Steine mit einem Tesuji retten, aber das übersieht er. Er investiert aber trotzdem noch viel in diese Steine.

Schließlich erkennt Simon, dass die Steine nicht mehr zu retten sind und nutzt sie dafür, um daneben das W Moyo zu reduzieren. Die Partie ist jetzt ganz eng. W zettelt unten ein Ko an, spielt es aber nicht geschickt. S kann das Ko mit erträglichem Verlust decken.

Ganz zum Schluss übersieht Yvonne ein Atari und verliert deshalb deutlich. Aber Simon hätte auch sonst gewonnen, wenn auch knapper.

Brett 4: Gerd Heinrich (W) – Ines Ahrens (S)

 

Gerd spielt an Brett 4 gegen Ines Ahrens 5k. Ines eröffnet chinesisch, Gerd antwortet mit Ni-ren-sei. Nach einem Abtausch links unten greift W die rechte obere Ecke aggressiv an. W könnte die Ecke nehmen, aber er opfert sie lieber zugunsten von Einfluss.

Danach greift W den 3-4-Stein unten rechts an. S spielt das Joseki nicht ganz korrekt, so dass W den unteren Rand reduzieren kann. S versucht nun eine Invasion links oben. Das geht aber gründlich schief.

Verzweifelt versucht nun S, die W unten zu fangen, aber auch das gelingt nicht. Nun liegt W uneinholbar vorne. Nachdem auch eine Invasion in die linke untere Ecke nur höchst bescheidene Erfolge zeitigt, gibt Ines mit Recht auf.