Bernhards Spielbericht zum 9. Spieltag Go-Bundesliga 2018/19 (Fürth/Mannheim)

Franken Aufess’ Mannschaftskapitän Bernhard Gaissmaier hat den Bericht über alle Partien des neunten und damit letzten Spieltags der Saison zu beiden Mannschaften verfasst.

Die Erlanger Go-Gruppe dankt Bernhard wieder einmal ganz herzlich dafür!


Go-Bundesliga 4B, Spieltag 9, 9.5.2019

Spielbericht Franken Aufseß 1 gegen Kleeblatt Fürth

von Bernhard Gaißmaier

 

Brett 1: Karl Beugler (S) – Frank Schebesch (W)

 

An Brett 1 wählt Karl gegen den uns bestens bekannten Frank Schebesch 2k ein heutzutage recht beliebtes Fuseki mit einem weiten Shimari.

Frank springt daraufhin sofort auf den 3-3-Punkt rechts oben. Karl beendet das Joseki nicht, sondern startet lieber Angriffe gegen die weißen Ecksteine links. Anschließend spielt er links unten einen Schulterzug. Der Angriff bringt etwas Einfluss (Frank bekommt dafür einiges Gebiet am linken Rand), aber er ist Nachhand.

Frank stärkt zuerst seine Ecke rechts oben, dann startet er eine Invasion rechts. Karl baut sein Moyo unten aus und nimmt eine Schwächung rechts in Kauf. Frank baut seinen Einfluss links oben aus. Das leuchtet nicht recht ein, weil gegenüber Karls Steine stehen.

Durch einen unüberlegten Angriff links gerät Frank vollends in die Defensive. Karl kann die W im Zentrum jagen und dabei ringsum Gebiet machen. Als Karl einen Teil der Gruppe abtrennen kann, ist die Partie gelaufen. Frank kann Karls Moyo unten noch geringfügig reduzieren, aber im Gegenzug kann Karl vier Steine gegen die Ecke links unten eintauschen.

Danach gibt es noch einige Routine-Endspielzüge, bis Frank einsieht, dass er zu weit hinten liegt und aufgibt.


Brett 2: Bernhard Gaißmaier (W) – Wastl Sommer (S)

 

Ich (Bernhard) spiele an Brett 2 mit Weiß gegen Wastl Sommer 3k.

Wastl eröffnet mit einem selten gespielten Shimari vor der 2. Ecke. Ich entscheide mich für ein Diagonal-Fuseki und besetze die Ecke, auf die das Shimari zeigt. Damit ist eine Moyo-Partie schwieriger.

Nachdem Wastl die vierte Ecke besetzt, spiele ich ein Shimari, das in die gleiche Richtung wie das von Wastl zeigt. Erwartungsgemäß dehnt sich S rechts aus. Ich spiele ein zweites Shimari. Ich hätte erwartet, dass S jetzt eine Ausdehnung in Richtung auf das Shimari spielt, aber er dehnt sich in die andere Richtung aus.

Meinen Angriff auf die Ecke pincert S aggressiv. Ich springe in die Ecke und spiele ein Standard-Joseki, aber Wastl antwortet falsch, so dass ich unverdient gut rauskomme.
Das gibt mir Mut für eine aggressive Fortsetzung. Wastl antwortet ähnlich aggressiv und schon sind wir in einem verbissenen Kampf. Ich muss ständig auf der Hut sein, weil die Treppe für Wastl läuft. Aber er verspekuliert sich und ich gewinne das Semeai. Das bringt mir gut 30 Punkte.

Wastl wendet sich nun der oberen Ecke zu. Wieder entspinnt sich schnell ein mörderischer Kampf, weil beide aggressiv spielen. Wastl versucht sein Heil in einem Ko, aber seine erste Ko-Drohung kann ich ignorieren, weil meine dadurch bedrohte Gruppe eine Freiheit mehr als seine hat.

Als Wastl das merkt, gibt er auf.


Brett 3 (Barbara Harrer) und Brett 4 (Gerd Heinrich) gewinnen kampflos, weil an ihren Brettern kein Gegner für Fürth angetreten ist


Go-Bundesliga 5, Runde 9, 09.05.2019

Spielbericht Franken Aufseß 2 gegen Mannheimer Tomaten

von Bernhard Gaißmaier

Diese Runde entscheidet darüber, ob wir direkt aufsteigen können oder in die Relegation müssen. Wenn wir davon ausgehen, dass Gießen gewinnt (was sich bewahrheitet), brauchen wir mindestens ein Unentschieden. Die Mannheimer Tomaten treten fast in stärkster Besetzung an. Nur an Brett 4 sind sie etwas schwächer aufgestellt. Damit ist klar: die Trauben hängen hoch.

Der Verlauf der Runde bestätigt das: die Partien sind heiß umkämpft.

Nikolai wird erwartungsgemäß von Nils Blarr 3d in die Schranken verwiesen, dafür gewinnt Patrick überraschend souverän gegen Denis Weber 1k. Als dann Simon etwas unerwartet gegen Marco Johannes 7k verliert, hängt alles an Hendrik. Obwohl er in Zeitnot kommt, behält Hendrik gegen Manfred Althaus 2k die Nerven und liest eine komplizierte Treppe korrekt aus. Dadurch fängt er entscheidende zentrale Steine und sichert dadurch mit einem Schlag das Leben seiner sonst recht wackligen Gruppen ringsum. Manfred sieht keine Chance mehr, zu gewinnen und gibt auf.

Damit ist klar: nach FA1 schafft auch FA2 den direkten Aufstieg!

Franken-Go steht Kopf!


Brett 1: Nikolai Nagel (S) – Nils Blarr (W)

Nikolai tritt an Brett 1 gegen Nils Blarr 3d an.

Das Fuseki kann Nikolai ausgeglichen gestalten, obwohl Nils eine ziemlich exotische (und damit schwierige) Variante mit zweimal 3-5 wählt. Dann greift Nikolai aggressiv links unten an und sichert sich (zunächst) am linken Rand einiges Gebiet. Allerdings bleibt hässliches Aji zurück, das Nils jederzeit nutzen kann.

Dann spielt Nikolai einen verhängnisvollen Schulterzug oben. So einen Zug spielt man, wenn man damit sein Moyo festigen kann oder den Gegner unter Druck setzen kann. Am besten beides. Aber Nils steht links schon stark und Nikolai ermuntert ihn mit dem Schulterzug, Nikolais Moyo kräftig zu reduzieren.
Kurz danach hat Nikolai zwei schwache Gruppen und muss um das Leben dieser Gruppen bangen. Nikolai stärkt die linke Gruppe und muss mit ansehen, wie seine Gruppe rechts unter die Räder kommt. Beim Versuch, sie zu retten, stärkt Nikolai unfreiwillig Nils so, dass anschließend auch noch seine linke Gruppe verloren geht.

Einiges Geplänkel unten kann die hoffnungslose Situation nicht aufhellen, so dass Nikolai zu recht aufgibt.

Als Fazit bleibt: Bis zu dem übertriebenen Schulterzug hat sich Nikolai gegen Nils gut geschlagen, was gegen einen 3. Dan alles andere als selbstverständlich ist. Wenn er danach etwas besonnener weitergespielt hätte, wäre ein Achtungs-Ergebnis möglich gewesen.


Brett2: Patrick Gemander (W) – Denis Weber (S)

 

An Brett 2 kreuzen Patrick und Denis Weber 1k die Klingen.

Denis wählt ein Diagonal-Fuseki. Links oben entscheidet sich Patrick für die aggressive Variante des Josekis, obwohl eine zurückhaltendere Antwort wegen seines Kakari rechts oben mehr eingeleuchtet hätte.

Schwarz nimmt die Herausforderung an und nutzt das entstehende Ponnuki für ein Moyo oben. Überraschend unterbricht Denis den weiteren Ausbau seines Moyos und versucht stattdessen, unten Einfluss aufzubauen. Patrick verhindert das geschickt durch eine aggressive Antwort.

Als Schwarz übertrieben aggressiv fortsetzt, nutzt Weiß das zu einem Gegenangriff gegen die Ecke rechts. Er wird dadurch im Zentrum dick genug, um die schwarzen Angriffssteine zu fangen und geht damit in Führung.

Schwarz reagiert leicht panisch und verlässt die Kampfstätte unten etwas zu früh. Dadurch kann Patrick rechts mit Vorhand abschließen und dann oben Aji erzeugen. Ich (Bernhard) hätte erst außen meine Steine gestärkt, bevor ich so ein riskantes Manöver starte.

Weiß erkennt rechtzeitig, dass die Invasion oben scheitert und unterbricht sie zugunsten einer Invasion links unten. Das Ergebnis ist ähnlich wie das links oben, nur mit vertauschten Farben: Weiß bekommt ein Ponnuki und damit Einfluss am linken Rand, während S die Ecke nehmen kann.
Allerdings gelingt es S, das Gebiet am linken Rand zu neutralisieren, aber im Gegenzug kann W das Aji rechts oben wieder erwecken.

Denis wird nun stark durch Maßnahmen zur Schadensbegrenzung absorbiert, so dass Patrick seinen Vorsprung immer mehr festigen kann.

Bald stellt Denis resignierend fest, dass am Ergebnis nicht mehr zu rütteln ist und gibt auf.


 

Brett 3: Hendrik Reinke (S) – Manfred Althaus (W)

 

An Brett 3 spielt Hendrik gegen Manfred Althaus 2k.

Hendrik spielt als schwarz eine schnelle Eröffnung. Unten links entwickelt sich schnell ein hitziger Kampf. Durch einige Ungeschicklichkeiten kommt Hendrik in leichte Schieflage.

Als Hendrik die W von rechts statt von oben angreift, nutzt W die Gelegenheit und reduziert das schwarze Moyo oben. Dann springt Manfred aggressiv in die Ecke links oben, aber Hendrik bekommt dafür einen schönen Angriff auf die W oben rechts. Es gelingt Hendrik, die W oben und links zu trennen, so dass er nun beide Gruppen jagen kann.

Hendrik kann dabei die Ecke links reduzieren und sein Gebiet oben festigen. In der Folge beansprucht Manfred rechts ein Moyo, dafür gelingt Hendrik eine Invasion unten rechts. Ein Angstzug von W links gibt Hendrik Gelegenheit zu einer Invasion rechts. Eine schwache Antwort von Manfred bringt Hendrik zum ersten Mal in dieser Partie leicht in Vorteil.

W wird zusehends nervöser und macht weitere Fehler, so dass Hendrik seinen Vorsprung festigen kann. Manfred möchte verhindern, dass die Invasion erfolgreich endet und entschließt sich zu einem gewagten Schnitt. Hendrik lässt sich nicht ins Bockshorn jagen und lässt den Schnittsteinen keinen Raum zur Entfaltung.

Überraschend startet Manfred das Endspiel. Hendrik opfert geschickt einen Stein und erreicht dadurch Vorhand. Die nutzt er konsequent zum Reduzieren des gegnerischen Gebiets. Nun setzt Weiß alles auf eine Karte und schneidet erneut. Obwohl Hendrik bereits im Byoyomi ist, bleibt er gelassen und liest die ziemlich komplizierte Treppe sorgfältig und korrekt aus.

Manfred erkennt zu spät, dass die Treppe gegen ihn läuft und spielt sie bis zum bitteren Ende. Als ihm klar wird, dass S mit dem Gewinn der Treppe alle seine Gruppen auf einen Schlag von allen Sorgen befreien kann, gibt er auf.


Brett 4: Simon Mayer (W) – Marco Johannes (S)

Simon spielt an Brett 4 weiß gegen Marco Johannes 7k.

Beide eröffnen ziemlich klassisch. Dann spielt Simon eine Joseki-Variante, die eine funktionierende Treppe erfordert. Da dies nicht der Fall ist, ist die Variante zweifelhaft. Im Ergebnis bekommt W eine kleine Ecke und S links ein großes Moyo.

Simon springt in die Ecke oben links. Marco nutzt das geschickt, um sein Moyo weiter zu festigen. Nun fängt W rechts ein eigenes Moyo an und springt dann beherzt in Marcos Moyo hinein. Marco lässt sich das nicht bieten und greift den Invasor großräumig von außen an. Das hat den fatalen Nebeneffekt, dass damit Marco Stärke gegen Simons noch dünnes Moyo aufbaut. W hätte besser etwas mehr Abstand zu dem S Moyo gehalten, um sein eigenes Moyo nicht in Frage zu stellen.

Simon kann zwar Marcos Moyo geringfügig reduzieren, muss aber am eigenen Moyo mehr Einbußen hinnehmen. Um der schleichenden Erosion entgegenzuwirken, entschließt sich Simon zu einer Invasion oben. Marco antwortet selbstbewusst erneut mit Einschließen. Simon bringt seine Gruppe mit Mühe zum Leben. Das kostet Simon viel Nerven.

Jetzt zeigt Marco, dass er auch angreifen kann. Erst invadiert er in die Ecke. Das läuft auf ein Ko hinaus, das Marco eigentlich nicht gewinnen kann. Aber Simon hat nicht mehr die Nerven, das Ko durchzustehen und kneift mit einem ganz zweifelhaften Deckungszug. Dadurch bekommt Marco einen schönen Angriff auf die zentralen W Steine. Simon antwortet falsch, was Marco umgehend bestraft. Dadurch wird Marcos Moyo riesig. Als Marco auch noch den rechten Rand stark reduziert, steht die Partie auf der Kippe. Simon kann unten Gebiet retten und die rechte Ecke zurück erobern, aber Marco greift dafür die Ecke oben links an.Simon deckt falsch und verliert dadurch die Ecke.

Jetzt liegt Simon hoffnungslos zurück und gibt auf.