Bernhards Spielbericht 7. Spieltag Go-Bundesliga 2019/20 (Berlin / Karlsruhe)

Update: Der aktuelle Verlauf der Saison von Liga 3B und 4B ist, als Grafik von Bernhard erstellt, jetzt unten an diesen Bericht angefügt.

Originale Nachricht: Bernhard hat den Bericht über die Partien des siebten Spieltags für beide Franken Aufsess Mannschaften verfasst.
Die Erlanger Go-Gruppe und Franken Aufsess danken Bernhard wieder einmal ganz herzlich dafür!


Go-Bundesliga Runde 7, 12.03.20

Diesmal klappt alles wie am Schnürchen: alle geplanten Spieler und die Ersatzspielerin Kris sind pünktlich online auf KGS.

Franken Aufsess 1 (FA1) muss gegen Berlin Blunder antreten. In stärkster Besetzung wären die Berliner uns deutlich überlegen, aber sie treten mit 3 Ersatzspielern an; dadurch steigen die Chancen von FA1 erheblich.

Und siehe da: FA1 kann an den Brettern 2-4 gewinnen und schafft dadurch einen für den Klassenerhalt wertvollen 6:2-Sieg! Hinter einer Spitzengruppe (Darmstadt, Stuttgart, Greifswald) gibt es eine breite Mitte von 5 punktgleichen Mannschaften (je 7 Punkte).

Dieser Tabellenplatz ist also sehr fragil.

Denn Augsburg, aktuell auf Platz 9, ist mit 4 Punkten theoretisch noch in der Lage, den Abstieg zu vermeiden. Sie werden in Runde 9 unser Gegner sein.

Franken Aufsess 2 (FA2) misst seine Kräfte mit den Karlsruher Zyklopen. Nominell sind beide Mannschaften etwa gleich stark. Das Ergebnis von 4:4 Unentschieden bestätigt dieses Kräfteverhältnis.
Damit haben beide Mannschaften noch Anschluss an die Spitzengruppe (Düsseldorf, Rhein-Main, Jena2), werden ihrerseits aber von weiteren Mannschaften (Rhein-Neckar, Freiburg2) bedrängt.
Wie in Liga 3B werden auch hier die nächsten Runden also richtig spannend.

Go-Bundesliga 3B, Runde 7, 12.03.2020
Franken Aufseß 1 gegen Berlin Blunder

Spielbericht von Bernhard Gaißmaier

Brett 1: Karl Beugler (W) – Malte Schuster (S)

Karl stellt sich mutig der Aufgabe, mit Weiß gegen Malte Schuster 5d ein achtbares Ergebnis zu erzielen.

Beim ersten ausgespielten Joseki wählt Karl nicht die optimale Variante und gerät dadurch leicht in Nachteil. Ein langsamer Zug links setzt eine Abwärtsspirale in Gang: das W Potenzial rechts verschwindet ins Nirwana, links zahlt sich der Zusatzzug nicht aus, S kompensiert die W Ecke mit dem unteren Rand.

Oben rechts kommt Karl mit Nachhand raus. Das nutzt Malte, um den rechten Rand schwarz zu färben und Druck auf die Ecke rechts unten aufzubauen. Einen Split am oberen Rand beantwortet Malte nicht, sondern setzt mit einem Angriff unten rechts fort. Karl antwortet mit einem Entlastungsangriff am rechten Rand.

Nun wechseln sich Angriffe und Gegenangriffe in rascher Folge ab. Kann Karl bei einem Angriff einige Punkte gut machen, holt Malte beim nächsten Angriff für Schwarz ein paar Punkte mehr heraus, so dass sein Vorsprung stetig anwächst. Als es ihm zudem gelingt, die W rechts in 2 Gruppen aufzuspalten, ist die Partie fast gelaufen.

Die weiße Stellung rechts steht kurz vor dem Zusammenbruch. Karl kann zwar den unteren Teil retten, aber der obere geht verloren. Damit ist Malte weit vorne. Kurz darauf gibt Karl mit recht auf.


Brett 2: Bernhard Gaißmaier (S) – Tom Racz (W)

Ich (Bernhard) spiele mit Schwarz gegen Tom Racz 1k.

Ich verzichte diesmal auf AI-Experimente und spiele klassisch das Kobayashi-Fuseki. Tom antwortet verhalten, so dass ich rechts dem üblichen Angriff durch ein Shimari zuvorkommen kann. Einen Split rechts führt Tom nur halbherzig weiter. Das gibt mir Gelegenheit zu einem schönen Angriff. Dabei entstehen 2 schwache weiße Gruppen.

Zu meiner Überraschung eröffnet Tom aber eine weitere Baustelle oben. Ich hätte erwartet, dass er etwas zur Sicherung seiner Gruppen unternimmt. Aber auch diesen Angriff führt Tom nicht weiter, sondern greift nun meine Ecke links unten an. Sein Spiel verdient bestimmt das Prädikat “fast paced”. Damit handelt sich Tom aber etliche dünne Stellungen ein.

Ich verteidige die Ecke links unten nur so weit, dass ich überleben kann und nutze die Vorhand, um die Angriffe auf Toms schwache Gruppen fortzusetzen. Tom schwächt meine Gruppe links unten etwas (aber nicht entscheidend), dann verteidigt er seine Gruppe rechts. Aber die Anbindung an seine lebende Stellung ist zu dünn. Ich unterbinde sie und greife damit seine Gruppe rechts verschärft an.

Er flieht nach oben, das gibt mir Gelegenheit, die dortige ebenfalls schwache Gruppe anzugreifen, ohne den Druck auf die fliehende Gruppe aufzugeben. Tom versucht, rechts oben zu leben, aber das gelingt nicht. Damit ist die Partie fast aufgabereif.

Tom startet einen Verzweiflungsangriff gegen meine Ecke rechts unten. Er übersieht dabei das Aji, das ich gegen einen Teil seiner Gruppe etwas oberhalb habe. Ich kann einige seiner Steine fangen, dadurch ist meine Ecke aus der Gefahrenzone.

Jetzt versucht Tom, meine Ecke links unten zu erobern. Zugegeben, sie steht etwas wacklig, aber im Zentrum ist noch viel Platz für ein 2. Auge, deshalb ist mir um die Gruppe nicht bange.

Es kommt, wie ich das erwartet habe: ich kann seinen Schnittstein mit Geta fangen und lebe dadurch bombensicher. Tom spielt noch einen vergifteten Zug oben. Wenn ich falsch reagiere, könnte er seine große Zombie-Gruppe rechts oben wiederbeleben. Aber ich durchschaue das Manöver und eliminiere das Aji durch einen soliden Deckungszug.

Tom erkennt, dass er nichts mehr reißen kann und gibt auf.


Brett 3: Dani Amhof (W) – Piet Hessing (S)

An Brett 3 kämpft Dani gegen Piet Hessing 2k. Dani verzichtet darauf, die 4. Ecke zu besetzen und greift nach Shusaku-Manier gleich die linke untere Ecke an.

Das ermöglicht Piet, die 4. Ecke zu besetzen. Dani setzt den Angriff auf links unten fort, kommt dabei aber mit Nachhand heraus. Für Schwarz gibt es jetzt viele gute Fortsetzungen.

Er entscheidet sich, das Gebiet rechts oben zu sichern. Nachdem alle 4 Ecken gespielt (und in der Hand von Schwarz) sind, reduziert Piet das weiße Moyo links.

Dani greift die schwarzen Steine großräumig an, nimmt in Kauf, dass seine Steine oberhalb schwach werden, bringt sie aber zum Leben. Danis Ziel ist ein zentrales Moyo. Da er aus dem Kampf oben mit Vorhand herauskommt, kann er 3 Seiten des Moyos abschließen, aber die vierte Seite bleibt weit offen.

Das war keine gute Idee, denn Piet kann das Aji oben mit Vorhand beseitigen und dann von der vierten Seite her das Moyo reduzieren. Dani kann zwar sein Moyo einigermaßen abschließen, aber der Preis ist hoch: an den Rändern und Ecken bekommt Piet große Gebiete.

Beim Reduzieren des Moyo unterlaufen Piet einige Fehler, so dass Dani den Rückstand etwas reduzieren kann. Aber Piet liegt trotzdem noch klar vorne.

Nun beginnt das Endspiel. Dabei unterläuft Piet ein verhängnisvoller Fehler. Dani nutzt ihn eiskalt aus und kann dadurch das Spiel in letzter Sekunde drehen. Piet gibt frustriert auf.


Brett 4: Bernd Sokolowsky (S) – Daniel Pullwitt (W)

Bernd führt die schwarzen Steine gegen Daniel Pullwitt 2k.

Gleich in der ersten Ecke wählt Daniel eine ungewöhnliche Variante, aber Bernd nützt es nur mäßig aus. Nach einem Abtausch rechts oben verlagert sich das Geschehen nach links oben. Hier spielt Schwarz nicht geschickt, so dass Weiß in Führung gehen kann.

Mit einer Invasion in die Ecke rechts unten kann W den Vorsprung halten. Nach einem langsamen Zug von W kann S sich mit einer Invasion rechts wieder heranarbeiten. Als Daniel ungeschickt antwortet, kann Bernd die Partie wieder ausgleichen. Aber nach einem langsamen Zug von S ist W wieder vorne.

Daniel hätte oben einen starken Angriff starten können, aber er begnügt sich mit der Sicherung seines Gebiets rechts. Als er dann auch noch einen überflüssigen Sicherungszug in der Ecke oben rechts macht, kann Bernd das Ruder wieder herumreißen und die Führung übernehmen.

Daniel verpasst auch die nächste Chance für einen Angriff oben.

Aber dann spielt Bernd zu vorsichtig und die Partie ist wieder ausgeglichen. Kurz darauf spielt Weiß wieder einen zu langsamen Zug, so dass Schwarz endgültig in Führung geht. Im weiteren Verlauf kann Daniel den verlorenen Boden nicht wieder gut machen und verliert mit 8 Punkten.


Go-Bundesliga 4B, Runde 7, 12.03.2020:
Franken Aufseß 2 gegen Karlsruher Zyklopen

Brett 1: Nikolai Nagel (W) – Lars Dießelberg (S)

Nikolai wählt mit Weiß gegen Lars Dießelberg 1d eine Eröffnung mit 3-4 in Opposition. Er könnte anschließend am linken Rand ein ansehnliches Gebiet machen, aber er bevorzugt eine aggressive Kampfvariante.

Lars antwortet überlegt und geht bald zum Gegenangriff über. Nikolai kommt ins Laufen. Lars nutzt das und baut rechts und oben je ein Moyo auf. Dem dadurch entstandenen Gebietspotenzial hat Nikolai wenig entgegenzusetzen.

Nikolai zeigt seine Kampfstärke: er wagt eine Invasion oben und bringt seine Gruppe geschickt zum Leben. Dafür muss er unten rechts viel Gebiet hergeben. Er versucht das, mit einer Invasion in die Ecke rechts unten zu kompensieren. Seine Gruppe dort kann nur mit Ko leben. Um das Ko zu gewinnen, opfert Nikolai links einiges Gebiet. Aber das zahlt sich nicht aus.

Die Punktebilanz spricht weiter für Lars. Beide Spieler sind nun in Byoyomi und haben nur noch wenige Sekunden Zeit. Nikolai überlegt einen Tick zu lange und verliert durch Zeitüberschreitung. Wenn er etwas schneller gespielt hätte, wäre vielleicht Lars dieses Schicksal widerfahren.


Brett 2: Barbara Harrer (S) – Alexander Wirth (W)

An Brett 2 trifft Barbara auf Alexander Wirth 1k.

Barbara eröffnet im Kobayashi-Stil, aber Alexander ignoriert ihren Angriff links unten und greift selbst rechts unten an. Barbara antwortet zu sanft, so dass Weiß rechts viel Potenzial bekommt.

Barbaras Angriff oben links ignoriert Alexander und spielt lieber einen Pincer unten. Barbara antwortet zweifelhaft; sie gibt die Ecke her, aber ihr Einfluss hat störende Defekte, die seinen Wert schmälern.

Weiß kann dann Schwarz am linken Rand auf die dritten Reihe drücken und geht dadurch in Führung. Schwarz versucht, oben rechts Kompensation zu bekommen, aber Weiß nimmt ihr die Ecke weg.

Nun will Barbara ihr Gebiet links vergrößern und gleichzeitig das weiße Moyo oben reduzieren. Alexander antwortet zu aggressiv. Barbara bekommt ein zentrales Ponnuki, das auf das ganze Brett ausstrahlt und geht dadurch in Führung.

Aber dann spielt sie zu zögerlich weiter und verschenkt den Vorsprung wieder. Lange hätte sie unten ihr Gebiet ausbauen und dadurch die Partie offenhalten können, aber auch diese Chance lässt sie verstreichen.

Danach läuft ein normales Endspiel. Barbara kann noch einige Punkte gut machen, aber zum Sieg reicht es nicht mehr.


Brett 3: Hendrik Reinke (W) – Birger Holtermann (S)

Hendrik spielt mit Weiß gegen Birger Holtermann 4k.

Kaum sind 4 Ecken gespielt, springt Birger links unten auf 3-3. Hendrik antwortet mit einem modernen Joseki, bei dem er ohne große Nachteile fernbleiben kann. Das nutzt er zu einer weiten Ausdehnung.

Birger bleibt kühl und spielt rechts ein Shimari. Einen Angriff von Hendrik rechts oben ignoriert Schwarz und greift seinerseits Hendrik links oben an. Aus dem Abtausch dort kommt Weiß mit Vorhand heraus.

Hendrik nutzt sie zur Verstärkung des Angriffs rechts oben. Er kann damit oben ein Moyo bauen. Aber dann versäumt er es, das Moyo genügend zu sichern. Das ermuntert Birger zu einer Invasion. Eine zu dünne Antwort muss Hendrik teuer bezahlen. Zusätzlich bleibt oben links noch einiges Aji zurück, das Schwarz jederzeit aktivieren könnte.

Hendrik baut erst sein Moyo links etwas weiter aus, dann wagt er eine Invasion unten. Der Invasionspunkt ist nicht optimal, aber Hendrik kann sich herauswinden und bekommt sogar die Ecke.

Die Partie ist gelaufen. Schwarz drückt noch das Moyo links etwas ein, versucht dann erfolglos seine Steine oben zum Leben zu bringen. Als Weiß dann im Zentrum schneiden und wichtige Steine von Schwarz fangen kann, ist die Situation für Birger hoffnungslos. Er gibt auf.


Brett 4: Simon Mayer (S) – Vitali Henne (W)

An Brett 4 eröffnet Simon gegen Vitali Henne 4k aggressiv mit 4-4, 5-4.

Auf ein Shimari von Schwarz reagiert Weiß mit einem Split unten. Schwarz geht in die Ecke links, macht damit allerdings W die Fortsetzung ziemlich leicht. Beide setzen “fast paced” fort, Vitali rechts, Simon links.

Beide ignorieren nach Kräften den anderen. Man kann gespannt sein, wer daraus Vorteil ziehen kann.

Unvermittelt greift Simon links unten an. Vitali antwortet mit einem Gegenangriff, aber Simon wehrt diesen geschickt ab und erobert die Ecke. Weiß lebt außen mit Nachhand, so dass Simon die Initiative behält. Er nutzt sie zu einem Angriff auf die dünne weiße Stellung rechts. Weiß sichert sie etwas (aber nicht ausreichend) und greift dann die S links unten an.

Vitali muss aber schnell einsehen, dass Schwarz das Semeai trotzdem gewinnt und wendet sich dem oberen Rand zu. Aber auch dort bleibt die weiße Stellung dünn. Simon greift erneut die Weißen rechts an. Er kann die Gruppe durchtrennen und die beiden Teile getrennt jagen. Vitali bringt erst seine oberen Steine in Sicherheit. Simon geht kein Risiko ein und verbindet seine Schnittsteine mit der Ecke rechts oben.

Vitali versucht nun, sein Gebiet zu vergrößern. Simon greift die Weißen rechts oben etwas zu aggressiv an, dadurch kann Vitali sie mit Punktgewinn zum bringen. Simon muss nun aufpassen, dass aus dem Jäger nicht der Gejagte wird. Aber er meistert die kitzlige Situation souverän.

Danach kann er durch einen Überraschungsangriff die weiße Gruppe links isolieren und töten. Vitali gibt zu recht auf.


Der grafische Verlauf der Liga 3B 2019/2020

Der grafische Verlauf der Liga 4B 2019/2020

Der Verlauf der Punkte und Positionen aller Mannschaften in Liga 3B und 4B wurde von Bernhard als Diagramm beigesteuert.