Franken Aufess’ Mannschaftskapitän Bernhard Gaissmaier hat den Bericht des zweiten Spieltags der neuen Saison verfasst, über alle Partien der beiden Mannschaften.
Die Erlanger Go-Gruppe dankt Bernhard wieder einmal ganz herzlich dafür!
Go-Bundesliga Runde 2, 24.10.19
Diesen Bericht schreibe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Während FA1 mit 2:6 eine herbe Niederlage gegen Shoutogaroto Stuttgart einstecken musste, konnte FA2 mit 8:0 einen makellosen Sieg gegen Dango Dortmund erringen. Glückwunsch an FA2!
Die Partien von Franken Aufsess 1 gegen Shoutogaroto Stuttgart:
Brett 1: Martin Bergmann (S) – Thomas Maile (W)
Martin spielte bereits am Montag gegen Thomas Maile 2-3d. Martin spielte in zwei Ecken die Josekis nicht korrekt und geriet dadurch früh ins Hintertreffen. Als dann auch noch seine kleine Tochter um ihn herumturnte, statt zu schlafen, entschloss er sich zur frühen Aufgabe. Angesichts seiner schwierigen Situation als alleinerziehender Vater war das vernünftig.
Brett 2: Bernhard Gaissmaier (W) – Steffen Maurer (S)
Steffen Maurer 1d (S) eröffnet gegen mich (Bernhard) mit Ni-ren-sei.
Ich spiele zunächst abwartend, aber bald fordert mich Steffen mit einer Invasion unten heraus. Ich überlasse ihm einen Teil des unteren Randes und nehme ihm dafür die linke Ecke weg. Meinen Angriff auf seine Steine links beantwortet er aggressiv mit einem Pincer und setzt mit einer Invasion oben links fort. Ich empfinde das als Overplay und setze mich mit Nachdruck zur Wehr. Steffen will seine Steine oben nicht verlieren und muss rauslaufen. Das nutze ich, um links Gebiet zu machen und rechts ein großes Moyo entstehen zu lassen.
Steffen bringt seine Gruppe geschickt zum Leben, aber mein Moyo nimmt eine beängstigende Größe an. Er wagt eine riskante Invasion. Bald sind seine Invasionssteine schwer, ein gefundenes Fressen als Angriffsziel. Als erwünschten Nebeneffekt ernte ich oben reichlich Gebiet.
Schließlich stellt sich die Frage, ob ich die – inzwischen 23 Steine große – Gruppe einschließen kann. Wegen einiger Schwächen in meinen umgebenden Steinen ist mir das zu riskant. Ich entscheide mich, die Gruppe entkommen zu lassen und dafür lieber den rechten Rand in weißes Gebiet umzuwandeln. Steffen versucht verzweifelt, das resultierende Semeai rechts zu gewinnen, um den rechten Rand zu behalten. Als er erkennt, dass dies unmöglich ist, gibt er mit Recht auf.
Brett 3: Dani Amhof (S) – Georg Ulbrich (W)
Dani (S) eröffnet chinesisch gegen Georg Ulbrich 1d.
In seiner gewohnt aggressiven Spielweise greift er vehement die W unten an. Zunächst geht er dadurch leicht in Führung. Aber er übertreibt so stark, dass das Unternehmen ein Bumerang wird. Plötzlich ist Georg der Jäger und Dani der Gejagte.
W lebt sicher, die große S-Gruppe links unten lebt nur mit Ko (weil S falsch gedeckt hat) und die S in der Mitte sind auch schwach. Nun führt W deutlich. S windet sich zwar raus, aber seine Normalzeit läuft dabei ab, jetzt ist Dani im Byoyomi. Doch er lässt sich dadurch nicht beirren, sondern behält die Nerven.
Ganz nebenbei gelingt ihm noch eine Invasion rechts. Dani kann noch einige Punkte hinzugewinnen. Aber seine Hoffnung, eine W Gruppe töten zu können, erfüllt sich nicht. Bei der Schlusszählung liegt Georg mit 21 Punkten vorne.
Ein toller Einsatz von Dani, der bei etwas mehr Zurückhaltung ein besseres Ergebnis erreicht hätte.
Brett 4: Nikolai Nagel (W) – Chris Volk (S)
Chris Volk (S) eröffnet gegen Nikolai (W) ruhig mit Ni-ren-sei und wählt dann ein gebietsorientiertes Joseki. Nikolai antwortet falsch, Chris nutzt die Schwäche dieses Zugs kühl aus. Er kann eine zentrale Gruppe mit einer nicht leicht zu sehenden loose ladder fangen. Dies strahlt auf das ganze Brett aus.
Nikolai kann mit einem geschickten Tesuji seinerseits eine zentrale Gruppe von S fangen, aber das kompensiert den Verlust nur zum Teil, er liegt zurück. Deshalb versucht Nikolai, den Spielstand mit Angriffen rechts zu verbessern. Chris antwortet zurückhaltend, so dass Nikolai links ein großes Gebiet machen kann.
Auf eine San-san-Invasion von Chris antwortet Nikolai trickreich. Um ein Haar kann er seine zentrale Zombie-Gruppe reanimieren. Als ihm dies misslingt, gibt Nikolai zu recht auf.
Die Partien von Franken Aufsess 2 gegen Dango Dortmund:
Franken Aufsess 1 konnte gegen Dango Dortmund alle vier Partien gewinnen.
Brett 1 : Patrick Gemander (S) – Volker Happ (W)
Patrick (S) wählt gegen Volker Happ 3k eine häufig gespielte Variante des chinesischen Fuseki. Nach zwei ruhigen Standard-Josekis bricht Volker beim dritten Joseki überraschend ab und greift die vierte Ecke an. Leela findet das voreilig und bestraft es mit 6% Abzug von der Siegchance.
Patrick wehrt erst ein Stück weit den Angriff oben ab, dann bestraft er Volker für sein Fernbleiben unten. Anschließend reduziert er die W Ränder rechts und links. Er verzichtet (für mich überraschend) darauf, die W unten links härter anzugreifen und nutzt auch eine für ihn laufende Treppe nicht. Patrick riskiert nichts mehr und fährt den Sieg sicher in die Scheune.
Patricks trockener Kommentar: “Der Gegner wehrte sich nicht genügend”.
Brett 2: Barbara Harrer (W) – Arne Weiß (S)
Arne Weiß (S) eröffnet gegen Barbara (W) chinesisch, sie antwortet ruhig mit Ni-ren-sei, greift aber dann sofort den 3-4-Stein an. Das ist ungewöhnlich, üblicher sind der Angriff auf den 4-4-Stein oder ein Shimari links. Das heißt aber nicht, dass der Zug schlecht ist.
W vernachlässigt die Deckung rechts unten, hat aber Glück, weil S das nicht sofort bestraft. W kann die Situation mit Vorhand entschärfen und dann das S Moyo unten reduzieren.
Aber durch einen viel zu langsamen Zug bekommt Arne wieder die Nase nach vorne. Barbara muss ihre Gruppe rechts zum Leben bringen und in Kauf nehmen, dass Arne dabei sein Gebiet rechts und seinen zentralen Einfluss vergrößern kann.
Als Barbara dann überängstlich mit Nachhand ein 2. Auge bildet, scheint die Partie endgültig zu Gunsten von Arne zu kippen. Aber dann arbeitet sich Barbara Zug um Zug wieder nach vorne.
Als Arne ins Byoyomi kommt, leistet er sich einen Patzer. Dadurch kann Barbara einige Steine in der Ecke fangen und ist wieder auf Augenhöhe. Ihre Zähigkeit wird durch einen hauchdünnen 1-Punkt-Sieg belohnt.
Ganz zum Schluss übersieht Barbara noch ein Aji, durch das sie noch weit höher gewinnen könnte.
Brett 3: Hendrik Reinke (S) – Jens Schulze (W)
Hendrik wählt gegen Jens Schulze 10k erneut die chinesische Eröffnung und baut darauf eine Moyo-Strategie auf. Dann nimmt er die Ecke rechts unten. Jens versucht, den Verlust mit der Ecke links oben zu kompensieren, aber das geht schief. Dann überzieht Hendrik bei einem Angriff unten und kommt dadurch ins Hintertreffen. Aber Jens setzt zu schwach fort, so dass Hendrik das Blatt zu seinen Gunsten wenden kann.
Die weiße Stellung bricht nun Stück um Stück weg. Jens versucht alles, um das Blatt noch zu wenden, es hilft nicht. Hendrik gewinnt bei der Schlusszählung mit 110 Punkten Vorsprung.
Brett 4: Simon Mayer (W) – Barbara Reichwein (S)
Barbara Reichwein 16k (S) eröffnet die Partie mit Zügen auf 3-4 und 3-3; Simon (W) antwortet mit Ni-ren-sei. Den Angriff von S auf die Ecke links oben beantwortet W etwas hastig mit einem Pincer. S nimmt die Ecke, gibt dabei W aber viel Einfluss. Nach einem Richtungsfehler von Barbara kann Simon rechts vehement angreifen. Barbara verteidigt aggressiv, scheut sich dann aber, zu kämpfen. Dadurch steht Simon jetzt bombig da. Im weiteren Verlauf kann er Barbara immer mehr Gebiet abnehmen. Simon gewinnt am Ende der Partie mit 111 Punkten Vorsprung.