Spielbericht Bundesliga-Spieltag 2 (Gießen/Darmstadt) mit Analysen

Bernhard Gaißmaier hat einen Spielbericht mit Analyse der Partien verfasst, die am am 18. Oktober 2018 (2. Spieltag der Saison 2018/2019) gegen die Mannschaften aus Gießen und Darmstadt gespielt wurden:

 


Go-Bundesliga 4B, Runde 2, 18.10.2018

Spielbericht Franken Aufseß gegen Darmstädter Lemminge

von Bernhard Gaißmaier

Sowohl die erste als auch die zweite Mannschaft von Franken Aufseß können erfreulicherweise heute die stärkste Besetzung aufbieten.

Die Lemminge stimmten einem Vorziehen der Partie an Brett 3 zu, deshalb können wir Dani einsetzen.


Brett 3: Dani Amhof – Sebastian Hüttel
(Partie vorgezogen)

So kommt es bereits am Dienstagabend zur Begegnung Dani gegen Sebastian Hüttel 8k. Dani wählt das Kobayashi-Fuseki. Sebastian antwortet korrekt mit dem Ogeima Kakari. Dani verteidigt die Ecke und greift dann Sebastians Stellung rechts vehement an. Sebastian verteidigt etwas ungeschickt, so dass Dani die W in 2 schwache Gruppen aufteilen kann. Aber dann spielt Dani zu aggressiv und muss zurück. Dadurch entkommt Sebastians obere Gruppe.

Dani vernachlässigt seine schwache Mittelgruppe sträflich, aber Sebastian nutzt das nicht aus, sondern antwortet Dani auf seine Angriffe links und rettet passiv seine eigene Gruppe rechts. Dadurch kann auch Dani seine Gruppe herausziehen. Im Endspiel baut Dani seinen Vorsprung geschickt aus. Sebastian verliert schließlich durch Zeitüberschreitung, aber er liegt auch auf dem Brett deutlich zurück.


Brett 1: Karl Beugler – Heiko Schott

Karl Beugler ist nach 1 Jahr Pause erfreulicherweise in die Mannschaft zurückgekehrt und spielt heute an Brett 1 gegen Heiko Schott 7k. Nach einer schnellen Eröffnung entbrennt links ein großer Kampf, der sich bald auf das ganze Brett ausbreitet. Karl führt seine Angriffe geschickt, so dass Heiko ein ums andere Mal lokale Niederlagen einstecken muss.

Ein Angriff Karls gegen die linke untere Ecke gelingt zwar nicht, aber Karl nutzt das Opfer aus, um seine Gruppe am linken Rand zu stabilisieren. Als dann Karl die linke obere Ecke schlachten kann, ist die Partie gelaufen. Schwarz liegt uneinholbar vorne.

Wenig später gibt Heiko auf.


Brett 2: Bernhard Gaißmaier – Katja Gutscher

An Brett 2 trete ich (Bernhard) gegen Katja Gutscher 8k an. Katja eröffnet mit 2x 5-3. Als ich mich über das exotische Fuseki mokiere, kontert Katja selbstbewusst „das ist Darmstädter XD“. Sie meint damit wohl 2x extra-groß.

Katja verzichtet auf das bei 5-3 naheliegende Shimari, vielmehr greift sie meine Ecke links unten an. Ich nutze die daraus resultierende Vorhand und greife den linken 5-3-Stein an. Katja baut eine imposante Mauer auf und überlässt dafür mir den oberen Rand. Als Katja dann die Ecke rechts unten angreift, unterbreche ich das Joseki und greife meinerseits den zweiten 5-3-Stein an. Katja pincert den Angriff. Das ist mir willkommen, denn so kann ich die Ecke nehmen und die beiden benachbarten Gruppen Katjas trennen.

Katja kümmert sich erst um ihre Gruppe rechts. Als Kompensation bekomme ich viel Einfluss zur Mitte hin. Außerdem kann ich jetzt die Gruppe oben ungehemmt angreifen. Zwar kann die Gruppe klein leben, aber nur um den Preis, dass ich den Einfluss ihrer großen Mauer neutralisiere. Die Mitte ist nun weit eher ein weißes als ein schwarzes Moyo. Katja wagt eine Invasion, spielt sie aber nicht besonders geschickt. Sie kann am Rand klein leben, aber ich habe nun ein fast abgeschlossenes Moyo im Zentrum und liege weit in Führung.

Katja gibt auf.


Brett 4: Bernd Sokolowsky – Jonas Kapitzke

Bernd spielt an Brett 4 gegen Jonas Kapitzke 8k. Jonas eröffnet klassisch 2x 3-4, Bernd antwortet mit 2x 4-4. Er schlägt ein schnelles Tempo an, spielt gleich das erste Joseki nicht zu Ende, sondern greift lieber die Ecke oben rechts an.
Jonas kommt aus dem Joseki mit Vorhand raus und setzt nun das Joseki links oben fort. Bernd antwortet zum zweiten Mal nicht, sondern greift nun Jonas’ andere Ecke an. Wieder endet das Joseki für Jonas mit Vorhand, so dass er nun die von Bernd vernachlässigte Stellung oben links angreifen kann. Bernd antwortet mit einem gewagten Pincer. Nun hat Bernd 2 schwache Stellungen, Jonas nur eine.
Jonas nimmt erst die obere Gruppe, dann den Pincer gehörig in die Mangel, macht aber zweimal wenig zielgerichtete Züge, so dass die ganze Aktion ein Bumerang wird. Auf einmal ist der linke Rand weiß mit Einlage. Auch Jonas’ Angriff unten scheitert, weil er nicht bescheiden genug antwortet.
Nun versucht Jonas noch einen Angriff oben. Obwohl Bernd zurückhaltend antwortet und lieber noch rechts unten Gebiet sichert, scheitert der Angriff fast vollständig.

Jonas liegt meilenweit zurück und gibt auf.



Go-Bundesliga 5, Runde 2, 18.10.2018

Spielbericht Franken Aufseß 2 gegen Gießen

Brett 1: Patrick Gemander – Tobias Rapsilber

Patrick muss lange warten. Mit 45 Minuten Verspätung trifft Tobias Rapsilber 2k endlich ein. Tobias eröffnet in AlphaGo-Manier mit einem Ogeima-Shimari, Patrick reagiert konventionell mit zweimal 4-4. Patricks Split am oberen Rand macht Tobias die Fortsetzung leicht. Als Patrick links ein Shimari spielt, greift Tobias aggressiv auf der zweiten Linie an. Patrick verteidigt die Ecke, Tobias will den unteren Rand, aber wegen eines Fehlers bekommt er davon fast nichts. Nun dreht Patrick den Spieß um und jagt Tobias aggressiv über das halbe Brett. Den Zuschauern stockt der Atem angesichts der vielen Defekte, die Patrick dabei in Kauf nimmt. Aber Tobias findet nicht den richtigen Schlüssel, Patrick dafür zu bestrafen. Patrick kann im Zentrum vieles stabilisieren und führt jetzt deutlich.

Aber dann übertreibt Patrick und greift die Ecke oben links brutal an. Weil Patrick sich nicht damit begnügen will, seine Invasions-Steine heraus zu ziehen, sondern die schwarze Ecke töten will, entsteht ein Ko, bei dem es für beide lokal um alles oder nichts geht. Wenn man führt, sollte man solche Risiken nicht mehr eingehen. Patrick spielt eine Schein-Drohung, so dass Tobias das Ko gewinnt. Das ist bitter, denn damit zieht Tobias wieder fast gleich. Mit Zug 160 hätte Patrick die Chance, durch Sicherung des Zentrums wieder in Führung zu gehen, aber er lässt diese Chance verstreichen. Tobias nutzt die Gelegenheit und schneidet einige Steine im Zentrum ab. Patrick hat Glück, Tobias hätte ihn viel härter bestrafen können. Patrick kann am rechten Rand einige Punkte gut machen. Die Partie ist nun ziemlich knapp.

Nun wagt Tobias eine Invasion rechts. Diese ist eigentlich etwas übertrieben. Patrick hätte die Chance, mit Zug 198 durch Opfern seiner Zombies links sein Gebiet rechts zu stabilisieren. Dadurch könnte er wieder deutlich in Führung gehen. Aber er versucht verbissen, die Zombies zu retten und verliert im Endeffekt sowohl die Zombies wie das Gebiet rechts. So bleibt die Partie knapp.

Ziemlich am Schluss übersieht Patrick, dass ein harmlos aussehender Zug vergiftet ist. Er deckt falsch und verliert 3 wichtige Steine. Dadurch ist Tobias uneinholbar vorne. Hätte Patrick richtig gedeckt, wäre die Partie ganz knapp ausgegangen.


Brett 2: Nikolai Nagel – Gu Figus

Nikolai eröffnet an Brett 2 gegen Gu Figus 4k mit dem Kobayashi-Fuseki. Gu setzt mit dem heute gerne gespielten hohen 2-space Kakari fort und versucht dann einen doppelten Angriff gegen die rechte Ecke und die lose 2-Steine-Formation links. Nikolai könnte die Weißen einschließen, aber er nimmt ihnen lieber die Augenbasis und lässt sie entkommen. Als Nebeneffekt sichert Nikolai zwar seine Ecke, aber sein ganzer Einfluss zur Mitte hin geht verloren.

Damit verletzt Nikolai die Grundsätze “Solange der Gegner rauslaufen kann, macht es keinen Sinn, seine Augenbasis zu vernichten” und “Zwinge den Gegner nicht, dorthin zu laufen, wo Du selbst Gebiet machen willst”. Aber Nikolai hat unverschämtes Glück: Gu verhält sich wie ein Opferlamm und wehrt sich nicht dagegen, dass Nikolai die inzwischen riesige weiße Gruppe einschließt. Sie hat nur ein Auge und ist damit dem Untergang geweiht.

Nun nimmt Nikolai die Ecke links oben. Gu führt eine Invasion rechts nicht konsequent zu Ende. Dann verzockt sich Gu bei einem Angriff links. Als er einsieht, dass drei Gruppen von ihm tot sind und eine vierte Gruppe nur mit Nachhand leben kann, gibt er auf.


Brett 3: Hendrik Reinke – Norman Ulbrich

Hendrik tritt an Brett 3 gegen Norman Ulbrich 4k an. Norman wählt ein eher seltenes Fuseki mit einer 4-4/4-5-Kombination und markiert nach einem Joseki oben links mit einem Tengen ein riesiges Moyo mit dem Zentrum oben rechts. Dies sollte das Signal für eine Invasion sein. Aber Hendrik konzentriert sich zunächst darauf, sein eigenes Gebiet auszubauen. Er verkennt, dass sich Normans Moyo immer mehr zu Gebiet verdichtet. Viel zu spät rafft sich Hendrik dazu auf, das Moyo zu reduzieren. Aber auch das macht er nur halbherzig, rettet lieber einen Stein als tief in das Moyo einzudringen. Damit ist die Partie bereits bei Zug 60 praktisch gelaufen.


Brett 4: Gerd Heinrich – Christoph Hartwig

An Brett 4 misst sich Gerd mit Christoph Hartwig 5k. Gerd wählt ein klassisches Diagonal-Fuseki, um Moyo-Fantasien des Gegners gleich einen Riegel vorzuschieben.

Das Joseki rechts unten spielt Gerd nicht korrekt, aber Christoph bestraft ihn dafür nicht. Danach baut Gerd sein Gebiet unten und Christoph sein Gebiet rechts aus. Gerd bremst die Moyo-Ambitionen mit einem vorsichtigen Reduktionszug. Dann versucht er selbst, ein Moyo links oben aufzubauen, aber Christoph verwehrt ihm das gründlich.

Gerd kann froh sein, dass seine zentrale Gruppe lebt. Christoph reduziert dann Gerds Gebiete noch etwas. Gerd ist dabei sehr nachgiebig. Er hätte viel schärfer antworten können. Aber er vermeidet so jegliches Risiko und trägt die Partie sicher nach Hause.