Bernhards Spielbericht zum 4. Spieltag Go-Bundesliga 2019/20 (Jena 1 / Düsseldorf)

Franken Aufess’ Mannschaftskapitän Bernhard Gaissmaier hat den Bericht des vierten Spieltags der aktuellen Saison verfasst, über alle Partien der beiden Mannschaften.

Die Erlanger Go-Gruppe dankt Bernhard wieder einmal ganz herzlich dafür!


Go-Bundesliga Runde 4, 12.12.2019

In dieser Runde muss Franken Aufseß 1 (FA1) gegen Jena 1 und FA2 gegen die Go Freunde Aachen Düsseldorf antreten. Beide Mannschaften sind nominell deutlich stärker als wir.

Ich reibe mir immer noch die Augen, aber am Ende steht fest, dass FA1 mit 6:2 gewonnen und FA2 ein Unentschieden erreicht hat. Unfassbar!


Die Partien von Franken Aufsess 1 gegen Roter Jena 1:

Brett 1: Karl Beugler (S) – Guido Tautorat (W)

Karl eröffnet gegen Guido Tautorat 4d klassisch 2x 3-4, Guido antwortet 3-4, 4-4. Auf den Angriff auf den 3-4-Stein antwortet W ruhig mit Kosumi. S setzt den Angriff nicht fort, sondern bevorzugt rechts ein Ogeima-Shimari. W greift – wie heute üblich – den anderen 3-4-Stein hoch an. Karl nimmt die Ecke, Guido ein Stück am rechten Rand.

Nun springt S – auch wie heute üblich – sofort in die linke Ecke. Nach dem Standard-Joseki dort kehrt S zur oberen Ecke zurück und spielt eine Ausdehnung. Karl sichert dadurch ein kleines Gebiet oben links, während Guido ein deutlich größeres Moyo unten links aufbaut. Nach einem kurzen Intermezzo rechts greift S für mich überraschend die Ecke oben links an. Nach über 1000000 Simulationen bewertet Leela dies als besten Zug. Karl nutzt eine etwas zögerliche Antwort von Guido, um oben ein großes Moyo anzulegen. Mit diesem kreativen Manöver ist Karl leicht in Führung gegangen.

Guido trennt die S Gruppe links ab, aber Karl sorgt vor, dass sie am Rand leben kann. Nun versucht Guido, sein zentrales Moyo groß zu machen. Aber das ist ein schwieriges Unterfangen, weil S von mehreren Seiten eindringen kann. Karl antwortet überraschend mit einer Invasion. Ich hätte eher eine Reduktion von außen erwartet. Leela rügt Karls Zug mit -9%. In der Folge spielt Guido etwas zu vorsichtig, so dass Karl seinen Fehler weitgehend ausbügeln kann.

Der obere Rand ist nun fest im Besitz von S. W kann allerdings den oberen Rand seines Moyos ziemlich dicht abschließen. S dringt erst von links ein und sichert damit indirekt seine Gruppe am Rand. Leela findet andere Züge besser und bestraft Karl erneut mit -9% Gewinnwahrscheinlichkeit.

Guido dichtet nun sein Moyo unten ab. Das ist Nachhand, so dass Karl in der Mitte angreifen kann. Leela würde jetzt die S auf großer Skala angreifen, aber Guido bevorzugt den Nahkampf. S opfert einige Steine und stellt damit Guidos Moyo-Strategie auf die Probe: einem weißen Einfluss von unten steht nun ein schwarzer Einfluss von oben gegenüber.

Allerdings hat die S Mauer einige Schwachstellen. Leela sieht jetzt S nur noch bei 59%. Guido muss es gelingen, den größten Teil der S Mauer zu fangen, sonst ist sein Moyo Geschichte. Guido stärkt zunächst seine Gruppe links unten durch einen Angriff auf die S Ecke. Aber dann sichert er lieber den unteren Rand als sein zentrales Moyo. Das war zu langsam; Leela bestraft ihn mit -16%. Karl könnte jetzt seine zentrale Mauer sichern, aber er serviert eine faustdicke Überraschung: einen Peep gegen die W unten.

Mir stockt der Atem. Verspielt Karl hier leichtfertig den möglichen Sieg? W könnte jetzt die Mauer gut angreifen, aber er will links nichts hergeben und deckt, so dass S seine Mauer stärken kann. W kann trotzdem den rechten Teil der Mauer vereinnahmen und hat rechts nun ein beeindruckendes Gebiet.

Karl könnte nun den Rest seiner Mauer mit Vorhand sichern und dadurch den linken Teil des Moyos stark reduzieren. Aber er hat größeres vor und schneidet die W unten. Gudio lässt sich nicht beirren und baut sein Moyo weiter aus. Karl gelingt das Kunststück, gleichzeitig die W links zu schlachten und das zentrale Moyo zu reduzieren. Dadurch führt Karl jetzt deutlich.

Guido ist jetzt im Byoyomi und streut immer wieder Droh-Züge ein, um Zeit zu gewinnen. Einen Angriff oben rechts wehrt Karl sehenswert ab. Im Endspiel kann Guido das Blatt nicht mehr wenden. Karl gewinnt mit unglaublichen 33 Punkten.


Brett 2: Bernhard Gaissmaier (W)  – Thore von Erichsen (S)

An Brett 2 spiele ich (Bernhard) mit Weiß gegen Thore von Erichsen 3d. Er eröffnet ganz klassisch 2x 3-4. Ich greife nach Shusaku-Manier sofort seine obere Ecke an und lasse die 4. Ecke frei. Meist besetzt Schwarz dann die 4. Ecke, aber Thore antwortet mit Keima auf meinen Angriff. Also schwenke ich um und besetze doch die 4. Ecke.

Zunächst bekommt Thore Potenzial unten, ich rechts. Meinen Angriffsstein oben behandle ich bewusst leicht und spiele lieber links ein Shimari. Erwartungsgemäß antwortet S mit einem Split links. Ich greife von unten an, er dehnt nach oben aus. Ich kann beide Ecken sichern und habe damit schon ziemlich viel Gebiet. S versucht das auszugleichen und fängt an, oben ein Moyo zu bauen.

Aber seine Steine links sind ziemlich schwach. Ich gehe dazwischen, er muss links antworten. Das gibt mir Gelegenheit zu einer Invasion oben. Nachdem ich in der letzten Runde damit baden gegangen bin, spiele ich diesmal vorsichtiger und achte darauf, dass ich gut heraus laufen kann. Das gelingt mir auch. S bekommt einiges Gebiet oben, aber links oben hat seine Stellung Schwächen, die ich bei Bedarf nutzen kann. Aber erst baue ich mein zentrales Moyo aus, das sich durch die Invasion in Ansätzen gebildet hat.

Ich nehme in Kauf, dass S dafür unten viel Gebiet sichern kann. Nun versuche ich die Schwächen von S links oben auszuloten. Aber es zeigt sich, dass S dort stärker ist als ich das eingeschätzt hatte. Immerhin kann ich mein Gebiet links und mein zentrales Moyo etwas weiterentwickeln.

Thore drückt mein Moyo von links etwas ein, dann macht er oben sein Gebiet dicht. Vermutlich wäre es besser gewesen, von rechts in mein Moyo hineinzulaufen. Der Schaden für mein Moyo wäre groß gewesen, während ich in sein Gebiet nur um wenige Punkte verkleinern hätte können. Ich schließe mein Gebiet links oben mit Vorhand ab (das war wichtig, weil dort sente-sente bestand), dann schließe ich mit Zug 80 die letzte offene Flanke meines Moyos rechts oben.

Gefühlt liege ich nun vorne. (Da ich mehr Zeit verbraucht habe als Thore, verzichte ich aufs Zählen.) S kann mir links einige Punkte am Rand abnehmen, aber ich kann das halbwegs im Zentrum kompensieren. Ich verzichte rechts auf eine Deckung und invadiere lieber unten links. Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Ich kann unten einige Punkte gewinnen, aber Thore nimmt mir rechts mehr weg.

Thore startet jetzt das Endspiel und hält mich mit einer Serie von Vorhandzügen unter Druck. Dann deckt er links mit Nachhand. Das ist zwar groß (ca. 8 Punkte), aber trotzdem kommt mir das zu früh vor. Jetzt kann ich meine Vorhände spielen und dann links im Zentrum einen wichtigen Stein platzieren. Er sichert mir etliche Punkte und hat droht außerdem einen Schnitt an. Thore interpretiert den Zug als Nachhand und reduziert weiter mein Gebiet rechts. Ich spiele dort erst mit, um den Schaden zu begrenzen, aber dann wage ich den Schnitt im Zentrum.

Thore hatte recht: der Schnitt war nicht zwingend, er hätte seine Steine leicht in die andere Richtung verbinden können. Aber er beschließt, lieber mein Moyo rechts zu reduzieren und gibt dafür 7 Steine her. Das war keine gute Idee. Wenn ich richtig rechne, gewinne ich mit dem Tausch etwa 10 Punkte. Im Endspiel überlässt er mir die Vorhand etwas zu früh. Dadurch kann ich den Vorsprung noch leicht ausbauen und gewinne mit 18 Punkten.


Brett 3: Dani Amhof (S) – Markus Lang (W)

Dani (S) startet gegen Markus Lang 2d selbstbewusst mit einem Diagonal-Fuseki. Beim ersten Joseki links oben wählt S eine komplizierte Variante, aber W windet sich auf einfache, wenn auch leicht nachteilige Weise heraus. Dani liegt nun leicht vorne, allerdings ist seine Gruppe links oben noch nicht ganz sicher und damit ein Angriffsziel für später.

Dani könnte sein Moyo links unten weiter ausbauen, aber er zieht einen Angriff rechts unten vor. Wieder wählt W einen engen Pincer, setzt dann aber anders fort. Dani entscheidet sich für eine einfache Variante. Damit bekommt er die Ecke und Einfluss rechts, Markus dafür Einfluss unten.

Markus springt nun in die Ecke links unten. Dani verteidigt von außen, so dass W die Ecke bekommt. Dani versäumt es, die W einzudrücken und gleichzeitig sein Moyo auszubauen. Stattdessen spielt er rechts oben ein Shimari. Das ist zwar groß, verpflichtet W aber zu nichts.

W startet eine Invasion am rechten Rand. S verteidigt die Ecke und den unteren Teil des rechten Randes. Markus dehnt daraufhin sein Moyo unten aus und reduziert damit gleichzeitig das S Moyo links. Dani sollte jetzt das Moyo links verteidigen, bevor W es weiter mit Vorhand reduzieren kann. Aber Dani wagt eine Invasion rechts oben. Sie bringt ihm einige wenige Punkte, aber W bekommt dafür viel Einfluss zum Zentrum hin.

Damit hat Dani seinen Vorsprung verspielt. Markus ist jetzt wieder auf Augenhöhe. Dani wagt eine eigentlich zu tiefe Invasion unten. Markus antwortet vorsichtig. S unterbricht die Invasion und startet eine zweite rechts im Zentrum. Durchaus geschickt und zunächst vielversprechend.

Dani könnte den wichtigen S Schnittstein fangen. Markus könnte zwar dann die Ecke oben von den Steinen am rechten Rand trennen, aber sie können vermutlich beide getrennt leben. So wäre Dani weiter im Spiel. Aber er verbindet ängstlich über den Rand.

Das nutzt W und entkommt mit dem Schnittstein. Zunächst kämpft S noch gut weiter, aber dann spielt er zu weit von seinen schwachen Steinen weg. Jetzt kann Markus die schwache Gruppe jagen und dabei links und vor allem unten schmerzhaft viel Gebiet machen.

Damit liegt Dani unaufholbar hinten, schließlich verliert er deutlich mit 18 Punkten. Nach einer Partie, die so vielversprechend begonnen hat, ist das bitter.


Brett 4: Patrick Gemander (W) – Frank Markgraf (S)

Patrick spielt mit Weiß gegen Frank Markgraf 1d. Beide spielen konventionell mit 2x 4-4. Gleich beginnt links oben ein Kampf. S bleibt zu früh fern und greift unten. Patrick lässt sich diese goldene Chance nicht entgehen und fängt 8 Steine. Damit führt er schon nach 31 Zügen deutlich.

Frank verschärft seinen Angriff unten links mit einem Doppel-Pincer. Patrick demonstriert, dass er die zugehörigen Josekis beherrscht. Er nutzt die ihm zufallende Initiative und nimmt S die Ecke rechts oben mit Vorhand weg. S bekommt dafür oben zum Zentrum hin einigen Einfluss, aber Patrick kann nun rechts mit einem Pincer weiter angreifen.

Bei dem nachfolgenden Joseki wählt Patrick geschickt die Variante, bei der er Einfluss zur Mitte bekommt und überlässt S dafür die Ecke. Damit reduziert W in der Mitte den Einfluss der S oben deutlich. S baut sein Moyo oben aus und nimmt in Kauf, dass W dafür unten etliche Punkte einheimst. S kann sein Moyo rechts deutlich festigen, dafür schrumpft sein Gebiet unten. W spielt nun rechts einen Zug, der für beide Sente ist. S ignoriert ihn und zieht es vor, sein Moyo von links zu schließen. Patrick bestraft ihn und reduziert den rechten Rand mit Vorhand.

Dann wendet Patrick sich dem zentralen Moyo von S zu. Erst reduziert er von unten, dann von oben. Allerdings bleiben dabei unten etliche Schwachstellen in der W-Stellung. Ich hätte mir das Fernbleiben nicht getraut. Aber Patrick hat recht: W kann im Zentrum ohnehin nicht viel Gebiet machen, weil S sich unten eingenistet hat. Er hat eine andere Strategie im Kopf.

S nutzt erwartungsgemäß die Schwachstellen unten aus, aber Patrick überrascht Frank mit einem Gegenangriff auf die S links. Frank setzt den Angriff unten fort und erntet dafür etliche Punkte, aber Patrick hat links deutlich mehr bekommen.

Patrick sichert nun seine Gebiete rechts und links oben. Er hätte noch mit Vorhand die Mitte von oben etwas eindrücken können, aber das ist angesichts des großen Vorsprungs nicht mehr wichtig. Als i-Tüpfelchen bekommt er schließlich noch den ganzen linken Rand.

Das ist für Frank das endgültige Signal zur Aufgabe.


Die Partien von Franken Aufsess 2 gegen die Go-Freunde Aachen Düsseldorf:

Franken Aufsess 1 konnte gegen die Mannschaft “Go-Freunde Aachen Düsseldorf” zwei der vier Partien gewinnen.

Brett 1 : Barbara Harrer (W) – Frederik Raumann (S)

Barbara startet gegen Frederik Raumann 2d ruhig mit 2x 4-4, sieht sich aber mit der ungewöhnlichen Antwort 3-3, 5-3 konfrontiert. Sie greift gleich den 3-3-Stein an, obwohl das am leichtesten warten kann und weicht auch noch vom Joseki ab. W deutet unten ein Moyo an. S invadiert unter dem 5-3-Stein. W überlässt ihr die Ecke und baut sein Moyo weiter.

Nach einem Zwischenspiel oben versucht Barbara, den rechten Rand weiter auszubauen und damit auch das W Moyo unten zu reduzieren. Aber Frederik lässt sich das nicht gefallen und invadiert sofort aggressiv rechts. S kann einen Teil des Gebiets retten, aber W entkommt leicht und behält noch Aji. S kann die Ecke rechts oben sichern und startet dann eine Invasion im Zentrum. W sichert erst mit Vorhand seine Steine rechts, dann greift er S im Zentrum an. Aber S kann sich gut halten, weil die W oben nicht besonders stark sind.

Nun greift S die W rechts an. Aber leider nicht konsequent genug, so dass die W mit Ko leben können. Das Ko ist für S zu ungünstig, das lässt sich nicht durchhalten. Damit liegt Barbara nun hinten. Wenn sie sofort oben angriffe, hätte sie noch eine kleine Chance. Aber sie versäumt einen wichtigen Zug und ist damit um einen Tick zu spät für einen wirksamen Angriff. Sie gibt mit recht auf. Die vielen kreativen Ideen Barbaras hätten ein besseres Ergebnis verdient.


Brett 2: Hendrik Reinke (W) -Peter Höhe (S)

Hendrik antwortet gegen Peter Höhe 1k auf dessen ruhige Eröffnung angriffslustig. Links unten übertreibt Hendrik, antwortet von oben statt rechts. Peter nutzt das aber nicht aus, so dass Hendriks frecher Zug nachträglich sanktioniert wird.

Peter setzt oben links fort und drückt Hendrik in eine tiefe Stellung; das leuchtet mir nicht ein, weil er damit Weiß Gebiet überlässt, sein Einfluss wegen der W-Stellung am linken Rand aber kaum wirksam wird. Aber Hendrik antwortet nicht besonders geschickt, so dass hier viel Aji liegen bleibt, das Peter jederzeit aktivieren kann (und später auch tatsächlich aktiviert).

Als nächstes spielt Hendrik den vitalen Punkt der S unten links. Das ist voreilig, weil die Gruppe noch viel Platz hat und nicht wirklich gefährdet ist. Peter geht aus diesem Abtausch gestärkt hervor.

Beide kleben zu lange an der Stellung unten und verpassen damit etliche Chancen anderswo. So bleibt die Partie ausgeglichen. Schließlich reißt sich Hendrik von unten los und greift oben rechts an. Peter antwortet grottenschlecht, so dass Hendrik in Führung gehen kann.

Peter greift nun die W rechts an, aber Hendrik ignoriert das zunächst und greift seinerseits die S links an. Er könnte die S links zertrümmern, aber wenn er dabei die Vorhand verlöre, ginge es seinen Steinen rechts an den Kragen. Oder S könnte seine Zombies oben reanimieren. Also begnügt sich Hendrik damit, das S Gebiet mit Vorhand zu reduzieren und verteidigt dann seine Steine rechts.

Hendrik widersteht der Verlockung auf aggressive Angriffe und bringt lieber seine Steine in Sicherheit. Peter verliert unnötig die Vorhand. Das nutzt Hendrik dazu, seine linke Seite zum Zentrum hin auszudehnen. Aber statt sich damit zu begnügen, will Hendrik unbedingt einige Steine fangen. Aber Peter kann den Spieß umdrehen und seine Zombies wiedererwecken. Mir stockt mir der Atem.

Aber Hendrik schaltet gerade noch rechtzeitig auf Verteidigung um, so dass er weiterhin vorne liegt. Im Endspiel kann Peter zwar noch einige Punkte gut machen. Aber Hendrik gewinnt schließlich doch mit 9 Punkten.


Brett 3: Simon Mayer (W) – Dawid Napora (S)


Simon führt gegen Dawid Napora 3k die schwarzen Steine. Er eröffnet anspruchsvoll 4-4, 5-4, Dawid antwortet zurückhaltend 4-4, 3-3. Simon ergänzt seinen 5-4-Stein sofort mit einem Shimari. Das veranlasst Dawid zu einem Split am rechten Rand. S greift den Split von oben an, folgerichtig dehnt W nach unten aus.

Nun springt S sofort in die linke obere Ecke, W antwortet mit Doppel-Hane. S bekommt ein Ponnuki, W die Ecke. Nun setzt S die W rechts unter Druck. Dawid beantwortet das aggressiv mit einem Gegenangriff oben. W bekommt die Ecke, S ein Stück Rand und Einfluss zum Zentrum. W greift am Rand übertrieben an, so dass S sich stabilisieren kann.

W will nun den oberen Rand groß machen. Das nutzt Simon zu einem vehementen Angriff auf die W rechts. Das damit verbundene Semeai gewinnt S messerscharf mit 1 Freiheit. Im Ergebnis schafft W nur 1 Auge und muss raus laufen. Damit hat Simon deutlich die Nase vorn, weil er die W nun jagen kann und dabei viel Gebiet für ihn abfallen kann. Aber es kommt noch krasser: W schafft keine 2 Augen. 23 Steine gehen ins Nirwana. Das erinnert an die Partien von Kato Masao, der für sein “Attack and Kill” berühmt wurde.

Dawid versucht links Kompensation zu erreichen. Simon spielt etwas riskant, dadurch kann Dawid einigen Boden gut machen. Um ein Haar hätte er am unteren Rand eine größere Gruppe von S gefangen. Aber Simon kann ein Doppel-Ko erreichen, das W nicht gewinnen kann. Damit ist klar, dass Dawid den Sieg von Simon nicht mehr gefährden kann; er gibt auf.

Brett 4: Gerd Heinrich (W) – Heinrich Walter (S)

An Brett 4 kreuzen Gerd (W) und Heinrich Walter 4-5k (S) die Klingen. Heinrich (Walter) eröffnet klassisch mit zweimal 3-4, Gerd (Heinrich) mit zweimal 4-4. Heinrich setzt mit einem Ogeima-Shimari fort. Gerd antwortet mit einem Split. Heinrich erweitert sein Potenzial rechts unten, W spielt links San-ren-sei.

Danach springt S überraschend auf b4. W wehrt den Angriff ab und greift dann seinerseits links unten an. S kommt dabei gut raus, aber W vernachlässigt seine Steine in der linken Ecke sträflich.

Heinrich ist so nett und zwingt Gerds Steine, dort zu leben. Danach baut Gerd links sein Moyo aus, während S oben Gebiet macht. S führt dadurch deutlich. W vernachlässigt seine Gruppe unten. S könnte sie trennen, ist aber nett und lässt W verbinden.

Aber Heinrich hat mehr Gebiet und führt damit. Im Endspiel kann Gerd den Rückstand nicht mehr aufholen und verliert mit 9 Punkten.