Spielanalyse Erlangen vs. Karlsruhe

Bernhard Gaißmaier hat eine ausführliche Analyse der Partien des 3. Bundesliga-Spieltags von Franken Aufseß gegen Karlsruhe verfasst.

     

Go-Bundesliga 4A, Runde 3, 08. – 09.11.2017

Spielbericht Karlsruhe gegen Franken Aufseß

von Bernhard Gaißmaier

Karlsruhe war uns an allen Brettern überlegen und hat uns unsere Grenzen deutlich gezeigt.


Shengda Guo war bereit, schon am Mittwoch gegen Dani Amhof zu spielen. Dank an Karlsruhe für ihre Kooperationsbereitschaft.

Shengda eröffnet klassisch 2x 3-4, Dani antwortet mit 2x 4-4. Danach überrascht Shengda ähnlich wie AlphaGo sofort mit einer 3-3-Invasion. Er überlässt Dani die Ecke und nutzt seine Steine geschickt, um unten ein Moyo vorzubereiten. Dani macht es oben ähnlich: er überlässt Schwarz die rechte Ecke und bereitet oben links ein Moyo vor. Danach entbrennt ein heißer Kampf um die linke Seite. Dani antwortet aggressiv, Shengda antwortet vorsichtig.

Nun verwendet Shengda seine Vorhand für eine Invasion in das Moyo oben. Dani nutzt die erste sich bietende Gelegenheit und setzt den Angriff links fort. Shengda verzichtet auf einen Versuch, die weiße Gruppe links zu fangen und beseitigt lieber Defekte in seiner Stellung. Dani versucht, die S links zu töten, aber das misslingt. Danach baut Dani geschickt sein Moyo oben aus und beginnt, das Moyo von S unten zu reduzieren. Dabei spielt Dani zu aggressiv. Schnell wird der Angriff zum Bumerang und Danis Stellung unten bricht zusammen, so dass Dani aufgeben muss.


Hendrik spielt gegen Lu Yang das chinesische Fuseki. Lu antwortet mit einer Ausdehnung links, Hendrik setzt mit einem Angriff rechts unten fort. Lu antwortet überraschend mit einem Angriff oben von innen. Das ist eigentlich nur bei High Chinese üblich. Hendrik greift dann die Ecke unten links an. Lu lässt ihn 2 schwache Gruppen verbinden und baut lieber ihre eigenen Stellungen aus. Nun wagt Hendrik eine Invasion unten. Die gelingt aber nicht. Immerhin kann Hendrik damit seine Mitte stärken. Die Partie ist immer noch etwa ausgeglichen.

Aber dann startet Lu eine Invasion am Rand rechts unten. Hendrik wehrt sie etwas ungeschickt ab. Lu kann nicht nur leben, sondern auch noch eine Gruppe von Hendrik fangen, so dass Hendriks Mitte gewaltig schmilzt und umgekehrt Lus Ecke sehr groß wird. Die Partie ist nun zu Gunsten von Lu gekippt. Hendriks letzte Chance wäre ein erfolgreicher Angriff gegen die weiße Gruppe oben, aber das versucht er nicht. Im Endspiel lässt er sich noch auf ein Ko ein, das er nicht gewinnen kann. Dadurch wird das Ergebnis viel schlechter als nötig.


An Brett 4 tritt Patrick gegen Jiaqi Duan an. Beide spielen Ni-ren-sei, wählen zunächst ein ruhiges Fuseki. Patrick unterbricht mit dem Anlegen W(21) den ruhigen Fluss jäh. Er fährt mit dem gewählten Joseki nicht schlecht. Danach startet er eine Invasion am rechten Rand. Sie verläuft gut, aber mit Nachhand. Nun dringt Jiaqi seinerseits oben in die weiße Stellung ein. Der Kampf wird aber nicht zu Ende ausgetragen, sondern beide wenden sich anderen Regionen zu. Patrick sichert den rechten Rand mit Nachhand. Das nutzt Jiaqi und baut sein Moyo unten aus. Patrick wagt trotzdem eine Invasion. Sie wird immerhin ein Teilerfolg. Jiaqi nimmt jetzt Patrick die linke untere Ecke ab (allerdings bleibt noch Ko-Aji) und baut geschickt sein Moyo aus. Patrick versucht jetzt, Jiaqis Invasionssteine oben zu fangen, aber es gelingt ihm nicht. Nun spielt Patrick einen viel zu langsamen Zug am unteren Rand. Damit ist die Partie zu Gunsten von Jiaqi entschieden. Patrick kann noch einige wenige Punkte gut machen, aber das reicht bei weitem nicht zum Sieg.


An Brett 1 spielt Bernhard gegen Liang Tian. Nach dem ersten konventionellen Joseki springt Liang in AlphaGo-Manier gleich auf den 3-3-Punkt. Aber er beendet das Joseki nicht, sondern spielt taktisch geschickt einen Split gegen die Mauer von Bernhard. Nun ist guter Rat teuer. Nach Lehrbuch greift Bernhard den Split-Stein von der anderen Seite an. Liang antwortet mit einem harmlos wirkenden Zug, aber er ist vergiftet. Bernhard erkennt das erst, als Liang schneidet. Er kann den Schnittstein nicht fangen, opfert einen Teil, um den Rest zu retten. Und selbst das gelingt nur mit Nachhand. Bernhard hätte hier mehr Widerstand leisten sollen. In der Folge greift Bernhard die Weißen rechts an und kann dadurch im Zentrum und am linken Rand Boden gut machen, kann sogar kurzzeitig die Initiative und die Führung übernehmen. Aber dann lässt er Liang zu einfach entkommen und hechelt ihm wieder hinterher.

Bernhard entschließt sich zu einer riskanten Invasion unten. Zwar kommt er dort mit Mühe zum Leben, aber dafür hat seine Mitte viele Löcher bekommen. Liang nutzt die Defekte in der schwarzen Mauer geschickt aus und marschiert unerbittlich in die Mitte hinein. Bernhard hätte die Gelegenheit, die Weißen rechts abzutrennen. Das hätte Liang ins Schwitzen gebracht, weil sie noch keine 2 Augen haben. So kann Liang seine Gruppe anbinden und trotzdem das schwarze Gebiet stark reduzieren, er geht dadurch souverän in Führung. Bernhard hätte die Gelegenheit, noch einmal gleichzuziehen, aber statt sein großes zentrales Gebiet zu verteidigen, rettet er lieber 3 Steine. So ist die Partie endgültig verloren.

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