Bernhards Spielbericht 5. Spieltag Go-Bundesliga 2018/19 (Braunschweig/Jena)

Bernhard hat den Bericht über die Partien des fünften Spieltags für beide Mannschaften verfasst.
Die Erlanger Go-Gruppe dankt Bernhard wieder einmal ganz herzlich dafür!


Go-Bundesliga 4B, Runde 5, 10.01.2019

Spielbericht Franken Aufseß 1 gegen Tunicum Braunschweig (TuBS)

von Bernhard Gaißmaier

Braunschweig stimmt einem Vorziehen der Partie an Brett 2 zu, so dass Dani zum Einsatz kommen kann. Aber Dani erkrankt plötzlich. Er will zwar versuchen trotz Fieber zu spielen, aber Barbara bietet freundlicherweise an, für ihn einzuspringen. Also plane ich blitzschnell um und Barbara beginnt an Brett 2 mit Schwarz gegen Thorsten Bagdonat.

Brett 2: Barbara Harrer (W) – Thorsten Bagdonat (S)

 

In der Eröffnung überrascht Weiß mit einem Pincer links. Leela Zero ist allerdings der Meinung, dass der Zug zweifelhaft und das normale Joseki besser ist. Im Endeffekt bekommt W links einen schönen Rand, aber Schwarz ein etwa gleichwertiges Moyo.

Weiß startet eine Invasion am unteren Rand. Schwarz reagiert nicht gut, so dass die Invasion erfolgreicher als nötig ist. W wiederholt die Taktik mit einer Invasion rechts. Sein Kalkül geht auf, denn S antwortet erneut nicht gut. Nach einigen Sicherungszügen oben rechts will W das Moyo von oben reduzieren. S hätte das leicht blocken können, aber Barbara will unbedingt ihre 3 Steine oben links retten und nimmt dafür in Kauf, dass ihr Moyo von oben reduziert werden kann.

S versucht nun, die W rechts zu fangen und nimmt dafür in Kauf, dass W das Moyo auch von unten reduzieren kann. Damit bleibt vom Moyo praktisch nichts mehr übrig und die Partie kommt gewaltig ins Rutschen. W macht beim Verteidigen seiner Steine rechts einige Fehler, aber S nutzt diese nicht genügend aus. Zug 103 hält Leela Zero für den spielentscheidenden Fehler und bestraft S mit 51% Abzug bei der Gewinn-Chance.

Barbara versucht mit Gewalt, das Blatt zu wenden, aber dabei vernachlässigt sie die Sicherheit ihrer eigenen Gruppe links. W greift dort mit Macht an. S versäumt es, zu verbinden (wäre mit Zug 131 noch möglich gewesen) und versucht dann verzweifelt, die Gruppe zum Leben zu bringen. Aber vergeblich. Der Gegenangriff gegen die W oben ist wegen mangelnder Freiheiten aussichtslos. Als Barbara das erkennt, gibt sie auf.


Alle anderen Spiele finden zum Standard-Termin am Donnerstag statt.

Brett 1: Bernhard Gaißmaier (W) – Thomas Scholz (S)

 

Ich (Bernhard) spiele mit Weiß an Brett 1 gegen Thomas Scholz, 1k. Thomas wählt ein Diagonal-Fuseki, ich antworte ruhig, vielleicht etwas zu ruhig. Bald wagt S eine Invasion in der Ecke rechts unten, spielt sie aber nicht gut, so dass ich die Invasionssteine verhaften kann. Er steckt daraufhin rechts ein Moyo ab, ich wage eine Invasion. Vermutlich wäre eine Reduktion von oben weiser gewesen.

Ich bringe meine Invasionssteine mit Mühe zum Leben. Beim anschließenden Kampf im Zentrum kann ich zwar seine Gruppen trennen, aber Thomas bringt sie mit viel Geschick eine nach der andern zum Leben. Zwischendurch setzt er eine Duftmarke in der Ecke oben links und erzeugt damit ein für mich schwierig zu behandelndes Aji.

Ich bin erleichtert, als ich nach einer langen Sequenz im Zentrum das Aji mit Vorhand entschärfen kann. Danach kann ich das Gebiet von S oben etwas reduzieren, aber um den Preis, dass sein Moyo links festes schwarzes Gebiet wird. Ich reduziere etwas zu frech, er bestraft mich gnadenlos und fängt den wichtigen Reduktionsstein.

Die Partie ist weiterhin ganz knapp. Aber dann macht S zwei Fehler hintereinander, so dass ich mit etwa 10 Punkten in Führung gehen kann. Ich könnte stattdessen auch den S am oberen Rand das zweite  Auge nehmen, aber dann könnte er auch mir das zweite Auge vernichten. Das anschließende Semeai war mir zu riskant. Ich begnüge sich damit, 4 Steine ohne Gefährdung seiner zentralen Gruppe zu fangen.

Als Thomas erkennt, dass inzwischen auch das Aji oben links verschwunden ist, gibt er auf. Sein Mannschaftsführer hadert deshalb ein bisschen mit ihm, aber Jens Baaran(?) gibt ihm recht. Das war eine bis kurz vor Schluss sehr spannende Partie, die ich glücklich gewinne. Es dauert lange, bis sich mein Adrenalinspiegel wieder beruhigt hat.


Brett 3: Patrick Gemander (W) – Uwe Richter (S)

 

Nach einem ruhigen Fuseki greift Patrick (W) etwas unmotiviert Uwe Richter 3k (S) oben links scharf an. S reagiert zu ängstlich, so dass W etwas zu gut aus dem kurzen Kampf hervorgeht. S müsste jetzt selbst zum Angriff übergehen, aber er zieht ein Shimari oben rechts vor. W antwortet sofort mit einer 3-3-Invasion und kann sie mit Vorhand erfolgreich abschließen. Beide vernachlässigen für einige Zeit die linke Seite, aber schließlich kann W dort sein Moyo ausbauen. Damit liegt Patrick nun in Führung.

Uwe reduziert anschließend etwas das W Gebiet am rechten Rand, aber das macht er zu zaghaft. Er sollte lieber die Schwächen der zentralen Gruppe von W für einen beherzten Angriff nutzen. So ist der Nutzen für Uwe gering. Patrick baut dann zu den S oben eine Mauer, um einen Treppenbrecher zu installieren. Aber das ist nutzlos, weil S den W Schnittstein mit Geta fangen kann. Aber als W den Schnittstein in Bewegung setzt, reagiert S grob falsch. W kann 2 Steine fangen und anschließend viel Gebiet reduzieren. Damit ist die Partie gelaufen. Uwe kann Patrick den Sieg nicht mehr nehmen.


Brett 4: Gerd Heinrich (S) – Christian Thürmann (W)

 

An Brett 4 trifft Gerd auf Christian Thürmann 3k. Im Fuseki spielen beideeher etwas zu vorsichtig. Mit einer 3-3-Invasion von S in die Ecke rechts unten beginnt das Mittelspiel. W spielt das Joseki nicht korrekt, S bestraft das durch etliche Zusatzpunkte Gebietsgewinn. S führt nun zeitweilig deutlich. Beide schenken dem oberen Rand zu wenig Aufmerksamkeit. Für Gerd wird das zum Verhängnis: Christian (W) kann 4 wichtige Steine fangen und dadurch im Zentrum ein großes Gebiet sichern. Gerd macht im Endspiel noch einige Punkte gut, aber es reicht nicht mehr zum Sieg. Christian gewinnt denkbar knapp mit 2 Punkten.



Go-Bundesliga 5, Runde 5, 10.01.19

Spielbericht Franken Aufseß 2 gegen Jena 2

von Bernhard Gaißmaier

Die Aufstellung der Mannschaften gestaltet sich schwierig. Jena 2 würde gerne eine Partie vorziehen, weiß aber zunächst nicht, ob Brett 2 oder 3. Wir können ein Vorziehen an Brett 3 anbieten, nicht aber an Brett 2. Daraufhin entschließt sich Jena 2, Tim Jakobsmeyer nicht aufzustellen. Am Mittwoch stellt sich dann wenige Minuten vor 20:30 h heraus, dass wir wegen der plötzlichen Erkrankung Danis beide Mannschaften umstellen müssen und deshalb auch an Brett 2 die Partie vorgezogen werden könnte. Aber da ist es für eine Benachrichtigung zu spät.
Am Donnerstag Abend taucht dann zunächst Andreas Koch nicht auf. Er hatte die Umstellung der Mannschaften nicht mitbekommen. Zum Glück kann Hendrik ihn telefonisch erreichen, so dass er dann wie geplant antritt.


Brett 1: Nikolai Nagel (W) – Frank Wunderlich-Pfeiffer (S)

 

An Brett 1 spielte Nikolai gegen Frank Wunderlich-Pfeiffer 3k. Beide eröffnen mit Ni-ren-sei und setzen gebiets-betont fort. Frank springt in die linke untere Ecke, dafür kann Nikolai beträchtlichen Einfluss aufbauen. Frank erweitert seine Formation zu San-ren-sei, Nikolai dehnt sich dafür am unteren Rand aus.

Nun springt Frank auch in die Ecke oben links. Nikolai überlässt ihm die Ecke und nutzt die dadurch erlangte Vorhand zur Erweiterung seines Gebiets unten aus. Das ist etwas zweifelhaft; es widerspricht dem Grundsatz “don’t push from behind”.

Danach spielt Nikolai ein Kakari gegen die Ecke rechts oben. Frank antwortet ungewöhnlich, so dass Frank Gelegenheit zu einem Angriff oben bekommt. Der Kampf ist für beide schwierig, aber Nikolai kämpft am Ende besser. Er kann die schwarze Ecke rechts oben fangen und bringt seine Steine links oben zum Leben. Frank versucht, den riesigen Verlust durch einen Angriff unten zu kompensieren. Als ihm das nicht gelingt, gibt er auf.


Brett 2: Hendrik Reinke (S) – Martin Horatschek (S)

 

Hendrik tritt an Brett 2 mit Schwarz gegen den Mannschaftsführer Martin Horatschek 5k an. Hendrik eröffnet wie meist chinesisch, Martin antwortet mit Ni-ren-sei. Den Angriff auf die Ecke rechts oben setzt Martin wie heute üblich mit dem Anlegen am 4-4-Stein fort.

Hendrik nutzt die Vorhand, um seinerseits die Ecke links unten anzugreifen. Martin antwortet mit dem Anlege-Joseki, obwohl er in der Randmitte keine Steine hat. Hendrik erhält dadurch erneut Vorhand und kann auch noch die obere Ecke angreifen. Seine Fortsetzung ist wegen der starken W rechts oben aber zweifelhaft.

Nun spielt Martin das hohe Kakari gegen die chinesische Formation, setzt aber ungewöhnlich fort. Das erlaubt es Hendrik, das Moyo oben rechts weiter auszubauen. Martin antwortet mit einem überflüssigen Verbindungszug, so dass Hendrik das Gebiet unten festigen kann (Leela Zero hält das allerdings für zu passiv).

Martin nutzt nun die frisch gewonnene Initiative zu einem Angriff auf die dünne schwarze Stellung oben. Hendrik ist mutig und baut erst sein Moyo rechts weiter aus. Auch den nächsten Angriff auf die S oben ignoriert Hendrik noch. Er behandelt diese Steine leicht und startet lieber links eine Invasion. Martin antwortet nicht sehr druckvoll, so dass S sowohl die Invasion links wie seine Steine oben stabilisieren kann. Damit führt jetzt wieder S.

Danach spielt S etwas zu dünn, so dass W wieder Boden gut machen und sogar in Führung gehen kann. Es kommt zu einem heftigen Kampf im Zentrum; dabei unterläuft W ein happiger Fehler, so dass Hendrik Martins zentrale Gruppe fangen kann. Danach kann Martin wegen eines Fehlers von Hendrik in dessen Gebiet unten ziemlich weit eindringen. Aber einen Gegenangriff von S behandelt er nicht gut, so dass Hendrik unten leicht leben kann.

W kann zwar seine Ecke oben links deutlich vergrößern, aber den Verlust im Zentrum macht das nicht wett. Außerdem übersieht Martin, dass seine Ecke rechts unten schwach geworden ist. Als Hendrik dort auf den vitalen Punkt spielt, erkennt Martin die Misere und gibt auf.


Brett 3: Andreas Koch (W) – Tobias Langlotz (S)

 

Nach Hendriks erfolgreicher Anrufaktion spielt Andreas Koch an Brett 3 gegen Tobias Langlotz 5k. Beide eröffnen mit Ni-ren-sei. S strebt rasch ein Moyo rechts oben an, W versucht ein Moyo links unten. Beide halten sich vom andern fern, es gibt kaum Kampf. Es ist fast wie bei einem Stellvertreterkrieg: beide vermeiden peinlich, den Zustand der zentralen W Gruppe zu klären oder zu ändern. Leela Zero mahnt bei jedem Zug: spielt endlich im Zentrum!

Erst mit Zug 62 rafft sich W dazu auf, etwas für die Mitte zu tun. S leistet keinen ernsthaften Widerstand, so dass die Gruppe schnell lebt. Auch die Gruppe links oben bringt W zum Leben. Aber S kann rechts und links unten die W Gebiete reduzieren und führt damit deutlich. Mit Zug 188 versucht W einen eher plumpen Trick. S fällt darauf herein und verliert dadurch etwa 20 Punkte. Das reicht W zu einem glücklichen Sieg mit 4 Punkten.


Brett 4: Achim Degenhardt (S) – Robert Lukin (W)

 

An Brett 4 begegnen sich Achim (S) und Robert Lukin 7k (W). Achim eröffnet chinesisch, Robert antwortet mit San-ren-sei. S versucht oben Gebiet zu machen, W links. Dann springt W abrupt in die Ecke rechts oben. S kann dafür sein Gebiet oben und rechts festigen. Aber er hinterlässt dabei ziemlich viel schlechtes Aji. W nutzt das geschickt, um das S Gebiet zu reduzieren. Mit dem zaghaften Zug 67 kann S diese Verluste nur teilweise kompensieren. Die weiteren Züge ändern das Ergebnis nicht mehr wesentlich. W gewinnt verdient mit 17 Punkten.