Bernhards Spielbericht 6. Spieltag Go-Bundesliga 2018/19 (Hannover/JIGS)

Bernhard hat den Bericht über die Partien des sechsten Spieltags für beide Mannschaften verfasst.

Die Erlanger Go-Gruppe dankt Bernhard wieder einmal ganz herzlich dafür!


Go-Bundesliga 4B, Runde 5, 07.02.2019

Spielbericht Franken Aufseß 1 gegen Hannover Wölfe

von Bernhard Gaißmaier

Hannover Wölfe stimmt einem Vorziehen der Partie an Brett 2 zu, so dass Dani zum Einsatz kommen kann.


Brett 2: Dani Amhof (W) – Dierk Schmalz (S)


Dani
spielt bereits am Dienstag an Brett 2 gegen Dierk Schmalz 3k.

Dierk wählt ein Diagonal-Fuseki. Dani antwortet mit 2x Hoshi und greift nach einem Shimari von Dierk seine 2. Ecke hoch an. S antwortet mit einem Pincer, nach dem Joseki besetzen beide große Punkte und stecken potenzielle Gebiete ab.

Dann überrascht Dani seinen Gegner mit einem Anlege-Tesuji an dem Shimari rechts oben. S antwortet aggressiv, aber W bekommt gutes Sabaki und nutzt das zu einem Angriff auf die S rechts unten.
S verteidigt seine Steine, dadurch kann W seine Ecke stabilisieren und dann sein Gebiet oben ausbauen. Umgekehrt kann S Gebiet am unteren Rand machen.

Anschließend festigen beide ihre Gebiete links, so dass als großer Kampfplatz noch rechts oben übrig bleibt. S eröffnet den Kampf dort etwas lasch, so dass W leicht Fuß fassen kann. Mit einigen geschickt eingestreuten Vorhandzügen sichert sich W etliche Punkte. Die dadurch erlangte Führung kann W im weiteren Verlauf noch etwas festigen und gewinnt schließlich mit 10 Punkten.


Brett 1: Bernhard Gaißmaier (S) – Arne Steffens (W)


Mein (Bernhard) Gegner ist Arne Steffens 2k, den ich schon von der letzten Saison kenne. Ich eröffne Mini-chinesisch, spiele aber kein Shimari, sondern greife gleich an.
Dann setze ich links Mikro-chinesisch fort. W antwortet mit einem etwas unmotivierten Split oben. Das gibt mir die Chance zu einem guten Haengma: ich spiele rechts ein Shimari, er dehnt logischerweise nach links aus (aggressiv 1 Linie zu weit), ich setze mit einem hohen Shimari links fort, das ideal zu dem Mikro-chinesisch passt.
W will seine Stellung sofort stabilisieren. Dadurch bekomme ich überraschend die Initiative und kann seine 2. Ecke angreifen. Wir setzen mit einem Standard-Joseki fort.

Danach überrascht mich W mit einem Schulterzug links. Ich hätte eher rechts einen Zug erwartet. Ich verteidige meine Ecke oben und bringe dann sofort meinen Stein links unten zum Leben, damit ich ohne Befürchtungen auf Nebenwirkungen angreifen kann.

Aber W kommt mir mit einer aggressiven Invasion am unteren Rand zuvor. Sein Stein links ist allerdings 1 Reihe zu weit entfernt und deshalb keine echte Hilfe für die Invasion. Ich nutze das aus und trenne mit einer Opferkombination seine Invasionssteine von der Gruppe links.
W antwortet zu vorsichtig, so dass ich Vorhand bekomme. Das gibt mir Gelegenheit zu einem Angriff oben. W verteidigt den Rand, so dass ich ein schönes Ponnuki bekomme, das für meine Stellungen in dieser Region als beruhigender Anker wirkt.

Arne greift jetzt aggressiv rechts an. Ich stabilisiere meine Ecke oben und reduziere dann seinen rechten Rand mit einem Schulterzug. Anschließend greife ich seine schwachen Steine links an. Wegen meiner starken Stellungen oben und unten kann ich es mir leisten, ihm den Hut aufzusetzen. Damit setze ich W schwer unter Druck und bekomme nebenbei viel Potenzial im Zentrum. Arne startet einen Gegenangriff, aber dank des Ponnukis hat er kaum Wirkung.

Ich baue mein Potenzial im Zentrum zielstrebig aus und verleite W damit zu einer riskanten Invasion. Arne hätte mir oben einige Punkte abnehmen können, aber er setzt alles auf eine Karte und will meine Steine fangen. Bei der ersten guten Gelegenheit trenne ich seine Invasionssteine von der Gruppe oben. Im Gegenzug trennt er meine Steine von meiner Gruppe unten. Jetzt hängt die Partie an einem Semeai. Aber meine Gruppe hat etliche Freiheiten mehr, so dass ich den Zweikampf leicht für mich entscheiden kann.

Damit ist die Partie eigentlich gelaufen. Im Endspiel riskiere ich nichts mehr, verschenke eher den einen oder anderen Punkt und bringe damit den Sieg sicher nach Hause. Arne ist überrascht, dass er so hoch verloren hat, aber nach der gescheiterten Invasion war das klar.


Brett 3: Bernd Sokolowsky (W) – Frank Tawussi (S)

 

An Brett 3 spielt Bernd schwarz gegen Frank Tawussi 6k. Bernd eröffnet mit Ni-ren-sei, Frank antwortet klassisch mit zweimal 3-4. Dann greift S den Stein links unten an. Aber Bernd kennt das Joseki nicht, das Frank als Antwort wählt und spielt lieber oben weiter. Dadurch kommt W unten überlegen raus.

S versucht, mit 2 Shimaris Gebiet zu machen und zwingt W praktisch zu einem Split. Wie erwartet, kann S dadurch rechts oben und unten Gebiet machen. W startet eine Invasion rechts unten, gibt sie aber gleich wieder auf und versucht stattdessen, am unteren und oberen Rand Gebiet zu bekommen.

S startet oben eine Invasion. W antwortet zu zaghaft und schon findet er sich mit einem harten Kampf konfrontiert. W kann sich oft nicht entscheiden, welche Seite er verteidigen soll und changiert hin und her. Immer mehr Gruppen von W sind gefährdet, aber er windet sich immer wieder heraus.

Erst durch einen groben Fehler (Zug 182) entgleitet W das Spiel total. Kurz darauf gibt W auf.


Brett 4: Gerd Heinrich (S) – Lev Pak (W)


Gerd
tritt an Brett 4 gegen den Mannschaftsführer Lev Pak an. Lev hat sich gegenüber letztem Jahr deutlich verbessert und spielt jetzt 6k. Er eröffnet mini-chinesisch mit einem Shimari, Gerd antwortet klassisch mit einem Split am rechten Rand. Danach wechselt das Kampfgeschehen nach links. S beantwortet einen Pincer kreativ mit Anlegen.
W spielt die Ecke etwas zu vorsichtig, so dass S am oberen Rand ein Moyo bekommt. Auch links unten findet S eine kreative Sequenz, mit der er ein W Moyo im Keim erstickt.

W greift die Ecke unten rechts an, aber S ignoriert das und kann sein Moyo nach links abschließen. Allerdings ist der Nutzen unklar, weil es rechts noch sperrangelweit offen ist. Gerd macht sich mit einem Schulterzug gleich daran, das Moyo zu reduzieren. Lev versucht, das Moyo auch rechts abzudichten, aber W nistet sich fett im Zentrum ein. W steht jetzt besser. W kann auch unten rechts punkten.

S wagt nun eine riskante Invasion unten links. W antwortet ungeschickt, so dass S am unteren Rand Gebiet bekommt und dadurch wieder gleichziehen kann. W könnte sich mit einem Angriff links schadlos halten, weil S dort eine Reihe von Defekten hat, die W gut nutzen könnte. Aber er startet lieber einen Angriff rechts. S versäumt es, seine Ecke zu sichern. Dadurch kann W der Ecke die Augen nehmen.

S versucht verzweifelt, die Schnittsteine zu fangen, aber W wehrt alle Angriffe ab. S kann zwar einige Steine im Zentrum fangen, aber das kompensiert den Verlust der Ecke nicht. Nun führt W deutlich. S versucht noch, die Ecke links oben zu erobern, aber das misslingt. Unten links kann S noch ein Ko erreichen, aber W hat viel mehr Freiheiten als die S in der Ecke, so dass W das Ko ganz entspannt spielen kann.
Lev kann Gerds Sieg nicht mehr gefährden und verliert hoch.

Gerd wollte einen neuen Rekord im Schnellspielen aufstellen: für knapp 300 Züge hat er nur 15 min gebraucht, also gerade mal 3 sec pro Zug. Ich kann die Nachahmung aber nicht empfehlen.