Go-Bundesliga: Kuriosester Spieltag (mit 6:2 Punkten) für Franken Aufsess

Erlangens Go-Bundesligateam Franken Aufsess hat am vergangenen Donnerstag seinen bisher kuriosesten Spieltag erlebt.

Bernhard Gaißmaier hat einen ausführlichen Spielbericht über die Partien zusammengestellt:

Go-Bundesliga 4A, Runde 6, 15.02.18

Spielbericht Franken Aufseß gegen Tunicum Braunschweig

von Bernhard Gaißmaier

Tunicum Braunschweig war dazu bereit, eine Partie vorzuverlegen, sogar auf den Faschingsdienstag. Deshalb konnte Dani spielen. Wir bedanken uns herzlich für das Entgegenkommen.

 

Das Spiel Dani gegen Thomas Scholz 1k findet bereits am Dienstag, 13.02.18 statt. Dani wählt ein Kobayashi-Fuseki. Thomas baut sein Potenzial links aus, dann greift er den 3-4-Stein rechts an. Dani wählt ein kompliziertes Joseki, weicht dann aber vom Pfad der Tugend ab und kommt gewaltig ins Schlingern. Aber Thomas bangt plötzlich um seine eigene Gruppe rechts und investiert einen Zug um ihr sichere 2 Augen zu geben. Dani findet einen starken Angriff auf die W links von der Ecke. Thomas antwortet ungeschickt und Dani kann zur Überraschung aller Zuschauer einige W fangen und dadurch seine Ecke retten. Das zehrt an den Nerven und kostet Dani viel Zeit.

Thomas eröffnet nun einen anderen Kampfplatz oben. Dani nutzt das, um sein Moyo auszubauen. Thomas steht etwas dünn, so dass einiges Aji zurückbleibt. Ungerührt von dem beängstigend geschmolzenen Zeitpolster wagt Dani links eine Invasion und kann sie erfolgreich abschließen. Im Gegenzug dringt Thomas in das schwarze Moyo ein und kann es deutlich reduzieren.

Dani hat jetzt nur noch 1 min reguläre Spielzeit, aber er bewahrt eiserne Nerven und startet oben eine Invasion. Thomas antwortet ungeschickt und verliert dadurch seine Gruppe oben rechts ohne Kompensation. Er liegt weit zurück und gibt auf.

Das war ein echter Dani-Krimi!


 

Hendrik spielt Weiß gegen Uwe Richter 3k. Uwe eröffnet mit dem Kobayashi-Fuseki, Hendrik spielt fast Mirror-Go. Damit zeichnet sich schnell ab, dass es eine Moyo-Partie wird. Beim Joseki oben links wechseln sich beide mit kleinen Fehlern ab, aber am Ende kommt Hendrik überlegen raus und übernimmt damit die Führung. Das Spielgeschehen verlagert sich nun auf die rechte Seite. Zunächst ist das Spiel ausgeglichen. Hendrik verhindert mit einer gelungenen Invasion, dass Uwe rechts unten zu viel Gebiet bekommt. Aber dann vernachlässigt Hendrik die Deckung und greift oben zu aggressiv an. Uwe nutzt das geschickt und kann wieder gleichziehen. Aber gleich im Anschluss kann W oben viel Gebiet sichern und geht wieder in Führung. Es folgt ein komplizierter Kampf, durch den S das Zentrum ausweiten kann. W will die S unbedingt töten, vergisst darüber die Sicherung seiner Steine. Uwe schlägt eiskalt zu und kann dadurch die Partie zu seinen Gunsten drehen. Hendrik kann dann noch etwas aufholen, verzählt sich dann aber und muss aufgeben.


 

Frank wählt gegen Christian Thürmann 3k das chinesische Fuseki. Bei der Ecke oben rechts weicht Frank vom üblichen Joseki ab, opfert 2 Steine und bekommt sogar Vorhand, weil Christian auch noch das letzte Quäntchen aus der Stellung herausquetschen will. Frank nutzt die Vorhand für eine Invasion links oben. Aber W kann den Verlust der Ecke mit 2 Rändern kompensieren. Nun wendet sich Frank der unteren Seite zu. Beide Seiten finden immer wieder überraschende Züge, mit denen sie die Pläne des anderen durchkreuzen. Dann schenkt Frank dem oberen Rand zu wenig Beachtung und verliert wichtige Steine. Weil er nicht schnell genug auf Schadensbegrenzung umschaltet, kann Christian Franks Moyo immer weiter erodieren. Gerade einmal 12 Punkte von einstmals 60 bleiben übrig. Es sieht so aus, als sei Christian der Sieg nicht mehr zu nehmen. Kurz bevor der letzte Punkt gespielt ist, deckt Christian mit Zug 264 falsch. Frank erkennt seine Chance und erobert glücklich 4 Steine. Danach gibt es keine Überraschungen mehr. Alle reiben sich die Augen: Frank hat mit 4 Punkten gewonnen. So ein Dusel!


 

An Brett 1 messen sich die beiden Spielführer: Andreas Szostak 1k gegen Bernhard. Andreas eröffnet klassisch. Bernhard antwortet mit einer aggressiven Zugfolge oben. Andreas lässt sich nicht zu vorschnellen Aktionen verleiten, sondern spielt sauber die Josekis. Nun kommt die untere Seite dran. Auf den tiefen Angriff von Andreas antwortet Bernhard mit einem besonders weiten Pincer, damit die heute durch AlphaGo so beliebte Press-Variante nicht richtig zur Wirkung kommen kann. Andreas spielt diese Variante trotzdem. Dadurch bekommt Bernhard den linken Rand und macht die Moyo-Hoffnungen von S zunichte. Andreas sucht am unteren Rand Kompensation, aber Bernhards Pincer ist schwer zu fassen. Im Zuge des Kampfes verzählt sich Andreas um eine Freiheit und büßt wichtige Steine ein. Dadurch neigt sich die Waage zugunsten von Bernhard.

Andreas versucht nun verzweifelt nach Möglichkeiten, wieder Boden gut zu machen. Aber Bernhard geht kein Risiko mehr ein, hält Andreas mit dosiertem Druck in Schach und sichert dabei konsequent sein Gebiet. An der einen oder anderen Stelle kann Andreas einiges von Bernhards Gebiet abknapsen, aber Bernhard kann an anderen Stellen immer wieder kompensieren. Andreas versucht eine Invasion im Zentrum oben. Er kann seine Invasionssteine nach links verbinden, aber um den Preis von sicheren und ansehnlichen Gebieten für Bernhard. Außerdem ist die zentrale Gruppe von Andreas nun ziemlich schwindsüchtig geworden. Um sie zu retten, müsste Andreas alle Ambitionen auf weiteren Gebietsgewinn fahren lassen. Mit dieser Erkenntnis gibt er ehrenvoll auf.

Dies war die bisher kurioseste Runde für Franken Aufseß:

Dani gerät durch ein vermasseltes Joseki früh in Rückstand, aber durch 2 schwache Züge von Thomas kommt er ins Spiel zurück und zwingt trotz extremer Zeitnot seinen Gegner in die Knie. Bei Hendrik ist es umgekehrt: er führt lange, aber als er auf Biegen und Brechen eine Invasionsgruppe seines Gegners Uwe töten will, wird das Unternehmen zum Bumerang und Hendrik verliert ein schon fast gewonnenes Spiel. Noch extremer geht es in der Partie von Frank gegen Christian zu: Christian führt bis fast zum Schluss, patzt auf dem letzten Meter, so dass Frank die Partie noch drehen kann. Andreas spielt mit Bernhard auf Augenhöhe. Wer weiß, wie die Partie ausgegangen wäre, wenn sich Andreas nicht gleich zu Anfang so unglücklich verzählt hätte.

Am Ende des Fusekis sah es so aus, als ob Thomas und Christian für Tunicum Braunschweig punkten würden, Hendrik und Bernhard für Franken Aufseß. Zu diesem Zeitpunkt war ein Unentschieden zu erwarten. Aber es kam anders: Dani und Frank konnten ihre Spiele für Franken Aufseß drehen, Uwe für Tunicum Braunschweig.

Ein verrückter Go-Abend!

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